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Wien - Nach Diesel ist in Österreich am Donnerstag Benzin um einen Cent teurer geworden. Die österreichischen Tankstellen folgten damit einem medialen Aufschrei vom Vortag, weil Diesel an einigen Tankstellen - trotz einer 12 Cent niedrigeren Mineralölsteuer - erstmals in Österreich teurer verkauft wurde als Benzin. Die Dieselpreise blieben am Donnerstag im Durchschnitt unverändert. Dort wo der Dieselpreis höher als der Benzinpreis war, hätten die Tankstellen aber die Dieselpreiserhöhung zurückgenommen, sagte ARBÖ-Sprecherin Lydia Ninz .

"Die Tendenz ist wieder etwas rückläufig", sagte auch ÖAMTC-Expertin Elisabeth Brugger-Brandau. Am Donnerstagmorgen war der Dieselpreis laut ÖAMTC-Erhebung - zumindest geringfügig - noch an jeder zehnten heimischen Tankstelle höher gewesen als der Preis für Normalbenzin, vereinzelt sogar höher als Eurosuper. Donnerstagmittag war dann nach einer ARBÖ-Erhebung österreichweit nur noch an einer Tankstelle in Braunau Diesel teurer als Benzin. "Der Spuk ist vorbei. Die Tankstellen-Betreiber haben auf die Kritik richtig reagiert", sagte ARBÖ-Sprecherin Ninz.

Marktbewegungen

OMV-Sprecher Thomas Huemer bestätigte am Donnerstag, dass es in seinem Konzern derzeit "keine Tankstelle mehr gibt, wo Diesel teurer als Benzin ist". Am Vortag war das noch bei 70 OMV-Tankstellen anders gewesen. Dass für die Wende der mediale Aufschrei verantwortlich gewesen sei, dementierte er aber. "Ausschlaggebend ist für uns die Marktbewegung", sagte Huemer. Auch wenn man bei der OMV davon ausgeht, dass zwischen Diesel und Benzin in nächster Zeit ein kleiner Preisabstand bestehen bleiben wird, könne man auf Grund der permanenten Preisbewegungen im unteren Marktsegment auch in Zukunft nicht ausschließen, dass das nicht vereinzelt anders sein wird.

Im Durchschnitt ist Diesel jetzt um etwa 3 Cent billiger als Normalbenzin und 5 Cent billiger als Eurosuper. Dabei sollte es nach Forderung von ARBÖ und ÖAMTC auch mindestens bleiben. Alles andere hätte keine Logik, sagte Ninz. Im Einkauf ist Diesel zwar momentan tatsächlich teuer - laut ARBÖ um etwa 17 Prozent. An den Zapfsäulen mache das aber nur einige Cent aus und niemals die komplette Steuerdifferenz von 12 Cent ohne und sogar über 14 Cent inklusive Mehrwertsteuer, sagte die ARBÖ-Sprecherin..

ÖAMTC-Expertin Brugger-Brandau erklärte, der ÖAMTC wünsche sich für die Konsumenten, dass der Preisabstand zwischen Benzin und Diesel bestehen bleibt, zumal es sich um das selbe Grundprodukt - nämlich Rohöl - handle. "Strikt" wehrt sich der ÖAMTC dagegen, dass Dieselbesteuerung an jene für Benzin angeglichen wird. Die meisten Diesel-Pkw seien erst in den vergangenen fünf Jahren angeschafft worden - und das zu durchwegs höheren Kosten als Benziner. Das müsse der Konsument auch wieder hereinbekommen. "Mittelfristig darf es daher keine Änderung im Preisabstand geben", so Brugger-Brandau.

In den vergangenen Jahren haben die Österreicher deutlich mehr Diesel-Pkw gekauft als Benzin-Fahrzeuge. Laut einer neuen Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) sind heuer im Herbst erstmals seit 1979 wieder weniger als 2 Millionen Benzin-Pkw in Österreich angemeldet. Aktuell gibt es laut VCÖ in Österreich rund 1,98 Millionen Benzin-Pkw und 2,20 Millionen Diesel-Pkw. Seit 2005 flacht der Dieselboom in Österreich wieder ab, dennoch haben laut Verkehrsclub Diesel-Pkw bei Neuzulassungen noch immer einen Anteil von 61,6 Prozent. (APA)