Die Kanzlei des ehemaligen Justizministers Dieter Böhmdorfer hat beim Bundeskriminalamt (BKA) gegen den börsenotierten Internet-Glücksspielanbieter bwin eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht, sagte Böhmdorfer zur APA. Thema der Sachverhaltsdarstellung, die in Folge an die Staatsanwaltschaft Wien weitergegeben werde, sei der Verdacht auf illegales Glücksspiel und die Anregung zur Überprüfung fiskalischer Belange in diesem Zusammenhang. Gegen bwin hatte zuletzt auch der Gemeinnützige Verein "Anonyme Spieler Salzburg" eine Anzeige eingebracht, die derzeit von der Oberstaatsanwaltschaft Wien geprüft wird.

Verdacht auf Steuerhinterziehung

Der Mandant der Kanzlei Böhmdorfer ist die Omnia Communication Center GmbH, die laut einem Vorausbericht des "Format" im Einflussbereich des Ex-"Erfolg"-Herausgebers Gert Schmidt steht. Angezeigt werden laut Bericht nicht nur die beiden bwin-Vorstände Manfred Bodner und Norbert Teufelberger, sondern auch das Unternehmen selbst. Böhmdorfer beziehe sich erstmals auf das neue Verbandsverantwortlichkeitsgesetz (VbVG), wonach nun auch juristische Personen strafrechtlich verfolgt werden können. Neben dem Verdacht auf Illegales Glücksspiel soll bwin laut "Format" auch Umsatzsteuer, Spielbankabgaben und Körperschaftsteuer hinterzogen haben.

Prüfung

Zu prüfen seien konkret die in Gibraltar erworbene Lizenz von bwin und die rechtliche Basis für das Anbieten von Glücksspielen im Internet und in Österreich, sagte Böhmdorfer zur APA. Auch in der von den Anonymen Spielern eingebrachten Sachverhaltsdarstellung heißt es, die Konzession der Kronkolonie Gibraltar, über die das Unternehmen verfüge, habe in Österreich keine Rechtskraft.

"Uns liegt noch keine Anzeige vor"

"Uns liegt noch keine Anzeige vor", sagte bwin-Sprecherin Karin Klein auf APA-Anfrage, deshalb könne sie zu den Vorwürfen auch noch nicht Stellung nehmen. Bei den genannten Sachverhalten würde es sich aber um "schwerste Vorwürfe" handeln, die auch den bwin-Wirtschaftsprüfer KPMG betreffen würden. "Die Vorwürfe würden sehr weite Kreise ziehen", meinte Klein.

Die bwin-Aktie liegt heute, Donnerstag, im bisherigen Handelsverlauf 2,45 Prozent im Minus bei 17,95 Euro.

Basis

Die Staatsanwaltschaft Sankt Pölten hat laut "Format" indes auf Basis anonymer Strafanzeigen gegen die Wett-Punkt GmbH und gegen die Admiral Sportwetten GmbH (Novomatic Group) wegen des Verdachts der Veranstaltung verbotenen Glücksspiels ermittelt.

"Scheinheilige Verlogenheit obszönster Art"

Der Großaktionär und Aufsichtsratspräsident des börsenotierten Internet-Wettanbieters bwin, Hannes Androsch, sieht in der von der Kanzlei des ehemaligen Justizministers Dieter Böhmdorfer beim Bundeskriminalamt (BKA) eingebrachten Sachverhaltsdarstellung gegen bwin eine "scheinheilige Verlogenheit obszönster Art", um die Glücksspielmonopole zu schützen, sagte Androsch am Donnerstag. (APA)