"L'année suivante" (F 2006) |
(So., 15.10., 00:05)
l’année suivante:
sie schaut nur, aber man weiß, was sie denkt sie wartet, und man weiß, was sie stattdessen lieber tun würde sie sagt wenig, aber das sagt viel es wurde mir nicht fad, der schauspielerin beim schauen zuzuschauen
Die Viennale 06 ist erst wenige Stunden alt, die STANDARD-Publikumsjury kurze Zeit im Dienst... Um 07:07 am Samstag erreicht uns der erste Viennale-Blog-Eintrag von Maria Poell.
Audienz bei der "Queen", Empfang im Rathaus und Gute-Nacht-Besuch in der Urania
Maria Poell (Sa., 14.10., 07:07)
nächtens in der Viennale-Zentrale |
17h.... Erstes Jurytreffen im Café Prückel, erste Diskussionen darüber, wie objektiv Filmwahrnehmung überhaupt sein kann und wie weit wir uns gegenseitig argumentativ von der Qualität der Filme überzeugen können.
Wir sind uns nicht einig. Für mich ist das spannend, auch wenn ich nicht daran zweifle, dass Filmerfahrung etwas höchst Subjektives ist und kein Argument greift, wenn mich ein Film schlicht und einfach nicht berührt.
Etwas einiger sind wir uns, als es darum geht, ob eine Jurywahl vorzuziehen ist, deren Ergebnis ein Film ist, den wir alle irgendwie ok finden - oder eine Entscheidung für einen Film, den drei von uns grossartig finden und zwei ganz furchtbar. Wenn ich mich richtig erinnere, dann gabs da zumindest eine leichte Tendenz pro Leidenschaft und kontra Kompromiss.
Diese Ansage hallt für mich in den Worten von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny nach. Von der Hoffnung auf ein offeneres Kulturklima ist da die Rede, davon, dass Kritik und inhaltliche Auseinandersetzung als Bereicherung und nicht Gefahr begriffen werden können. Von notwendiger Selbstkritik, weil unser Bemühen um Integration zu kurz greift und weil wir uns daran gewöhnen, rassistische Wahlplakate zu übersehen. Es soll um Inhalte gehen und nicht um Posten. Zwischen den Zeilen geht es in meinen Ohren dann aber doch auch um Letzteres, die selbstlose Zurückhaltung ist ja vielleicht auch ein Bewerbungsasset. So sie glaubwürdig ist.
Ob ich Eric Pleskow glauben soll, wenn er meint "Ich muss schon sagen, der Herr Stadtrat fehlt mir"? Nach Pleskows kritischem Humor wirken die wohl bald hier nachzulesenden Worte von Hans Hurch auf mich noch mehr wie eine Trauerrede. Und vielleicht ist das indirekt dann doch ein kleiner Anknüpfungspunkt zum Eröffnungsfilm. Eine lose Anknüpfung, weil der Anlass und die Qualität der Trauer doch so grundverschieden sind. Am Ende steht die Hoffnung, auf das, was sein wird. Und auch wenns wohl nicht so gemeint war, ich lese darin auch die Hoffnung auf die Filme, Begegnungen und Auseinandersetzungen der kommenden Tage. Und ich frag mich, wie gross wohl die gemeinsame Schnittmenge der Hoffnungen des Kulturstadtrats und des Viennaledirektors ist.
Drehbuchautor Peter Morgan hofft nicht, sondern verspricht. Einen Film, der "very short" sein wird und "some jokes too" zu bieten hat. Irgendwie irritiert mich das, dass er damit den meisten Applaus des Abends erntet.
So very short wars dann doch nicht, aber Helen Mirrens Darstellung der Queen fesselt mich von der ersten Szene an. In der gleich der Satz fällt, der mir so superpassend zum baldigen Publikumsjurydasein scheint.... "I envy you being able to vote: the sheer joy of being partial." Was folgt ist unterhaltsam und nicht unspannend. Die grossartigste Leistung des Films bleibt für mich dabei aber die Wirkung, die die Queen auf mich hatte. I couldn´t help but like her, against all odds and previous indifferences. Und am liebsten war sie mir in Gummistiefeln.