Foto: STANDARD/Thomas Rottenberg
Wien - Wenn einer einen Galaabend gibt, dann hat er es weit gebracht. Auf wen würde das mehr zutreffen als auf den Austrofred, Österreichs Antwort auf Freddie Mercury mit den Mitteln des Austropop? Er hat mit Queen-Songs, über die er Ambros- und STS-Texte singt, die Bühnen zwischen Arnoldstein und Steyr gerockt und blickt auf zwei DVDs ("Fit mit Austrofred" und "Giving Gas!") zurück.

Austrofred besitzt außerdem Queen-Autogramme von Gitarrist Brian May und Bassist John Deacon auf seiner "Hot Space"-LP und hat jetzt sogar seine Autobiografie "Alpenkönig und Menschenfreund" veröffentlicht: Es ist keine Rückschau, sondern ein Ratgeber für angehende Rockstars. Höchste Zeit also für einen bunten Abend, der das Erfolgsrezept des Champions in Theorie und Praxis vorführt.

Franz Adrian Wenzl, wie der Mann hinter dem aufgeklebten Schnurrbart abseits der schrillen Freddie-Mercury-Austrifizierungen heißt, setzt dabei auf ein erfreulich schlichtes Konzept: auf ein bisschen Plausch mit dem Publikum und einen Schluck Bier folgen ein Kapitel aus seinem Buch und ein Song. Etwa "Eich Dodln gib i Gas", die beim Publikum besonders beliebte Verbindung von "Zwickt's mi" und "Another One Bites The Dust".

Man kann am zunehmend enthusiasmierten Auditorium sehr schön ablesen: Der Austrofred appelliert an Instinkte, die tief drinnen in uns allen sitzen, die wir in den Siebzigern und Achtzigern - zwangsweise - mit Queen einerseits, Ambros, STS, Fendrich andererseits musikalisch aufgewachsen sind.

Mittlerweile vertritt er indes eine andere Lesart der österreichischen Pophistorie, an deren Ende er sich als Leichenfledderer des Austropop frech aufpflanzt.

Ein Zerrissener

Zu spüren bekommt das Thomas Rabitsch, der ihn am Piano begleitet und großmütig Seitenhiebe auf sein Starmania-Engagement über sich ergehen lässt, um im nächsten Moment für seine grandiose Musikalität gelobt zu werden. Nicht zuletzt ist der Austrofred auch ein typisch österreichisch Zerrissener, bei dem die geheuchelte Demut vor dem Publikum nur eine opportunistische Verschlagenheit überdeckt: Ich liebe euch alle, leckt's mi am Oarsch. Darauf: ein Lied! (Sebastian Fasthuber / DER STANDARD, Printausgabe, 19.10.2006)