Wissenschaftlich Beschäftigte in den außeruniversitären Forschungseinrichtungen

Quelle: Forschungs- und Technologiebericht 2006
Europas außeruniversitäre Forschungszentren befinden sich im Umbruch. Grund: Der Staat zieht sich aufgrund knapper Budgets als Financier zurück. Die Frage ist, woher das Geld in Zukunft kommen soll und welche inhaltlichen Schwerpunkte man setzen will.

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Es brodelt in der außeruniversitären Forschung Österreichs: Die Kompetenzzentrenprogramme des Infrastruktur- und des Wirtschaftsministeriums wurden von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) bereits umstrukturiert, die Diskussion über die Liquiditätskrise der Austrian Research Centers Seibersdorf hält unvermindert an. Wer aber bisher dachte, dass der Umbruch in der außeruniversitären Forschung ein rein österreichisches Phänomen ist, der wurde vergangene Woche beim Symposion "Research and Technology Organisations in the European Research Area" der steirischen Joanneum Research eines Besseren belehrt.

In vielen europäischen Institutionen der außeruniversitären Forschung laufen derzeit Reformdebatten vor dem Hintergrund, den europäischen Forschungsraum gegen wachsenden Konkurrenzdruck aus Asien (China) zu rüsten. Darüber hinaus muss der Anteil der Auftragsforschung erhöht werden, "da die staatliche Basisfinanzierung unter den Bedingungen staatlicher Budgetbeschränkung entweder schrumpfte oder nur schwach wuchs", wie Wolfgang Polt, Leiter des Wiener Büros der Joanneum Research, bestätigt. Die Steirer werden selbst mit 30 Prozent, die Austrian Research Centers zu 40 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert. Das ist auch europaweit die durchschnittliche Höhe der Basisfinanzierung von Staat oder Ländern. Bisher.

Das Technische Forschungszentrum von Finnland (VTT), dessen Modell im Rahmen des Symposions vorgestellt wurde, hat zum Beispiel auf den Druck zur Kommerzialisierung mit einem völlig neuen Geschäftsmodell reagiert und alle Phasen der unternehmerische Innovation in den Mittelpunkt gestellt. Andere Zentren wie das PERA in Großbritannien oder SINTEF in Norwegen kommen heute mit geringer öffentlicher Grundfinanzierung aus. Das norwegische Zentrum ist allerdings noch immer im öffentlichen Eigentum.

Diskutiert wurde, welchen Weg man in Österreich einschlagen könnte: Lösungsvorschläge reichten von der vollständigen Privatisierung bis zur Neuorganisierung unter staatlicher Kontrolle. Auch die Zentren selbst will man in die Pflicht nehmen: Ingolf Schädler vom Infrastrukturministerium meinte, in der Vielfalt an kleinen und größeren Zentren in Österreich wäre eine klarere Ausrichtung da und dort hilfreich. Die "Mission" der Zentren werde allerdings auch von der Politik, die die öffentlichen Gelder vergibt, bestimmt, hieß es während des Symposions. Und da bestehe mindestens ebenso große Unsicherheit, wie das Beispiel der Austrian Research Centers Seibersdorf zeige.

Die Diskutanten forderten, die Rolle der Zentren in der Region bei Zukunftsplanung zu beachten: Joanneum Research zum Beispiel sei ein "regionaler Innovationsknotenpunkt", wie die steirische Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder betonte, genau so wie eine in europäische Netzwerke eingebundene Institution - aufgrund einiger Kooperationen mit dem südosteuropäischen Raum. Das würde zwar weitere Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen, zum Beispiel über die Europäische Union, aber auch die Frage des Staates provozieren, warum er "europäisierte" Forschung mit einer Basis unterstützen sollte.

Es sei jedenfalls an der Zeit, die europäischen außeruniversitären Forschung für die Zukunft zu wappnen, zum Beispiel durch die bessere Nutzung von Venture Capitals. Wolfgang Wittke von der EU-Kommission meinte, derzeit sei China drauf und dran, Europa zu überholen. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Printausgabe, 18. Oktober 2006)