London - Die Familie des im Juli 2005 von der Londoner Polizei getöteten Brasilianers Jean Charles de Menezes hat am Montag Berufung gegen die Entscheidung der britischen Staatsanwaltschaft eingelegt, keinen der beteiligten Polizisten strafrechtlich zu verfolgen. De Menezes' Cousin Alex Pereira sagte nach der Übergabe der entsprechenden Papiere an das Appellationsgericht in London, es gehe darum, "jemand für Jeans kaltblütige Tötung zur Rechenschaft zu ziehen". Dem Versuch, "die Wahrheit zu vertuschen", müsse entgegengetreten werden, fügte Pereira hinzu.

Die Anwälte der Familie legten auch Rechtmittel gegen die Entscheidung ein, die Untersuchung über die Umstände des Todes von De Menezes zu verschieben sowie gegen die Tatsache, dass die Untersuchungskommission der britischen Polizei nach wie vor keinen Bericht über den gewaltsamen Tod vorlegte.

Verhandlung vertagt

Ein Anwalt von Scotland Yard hatte vor einem Monat in dem Verfahren um den Tod von De Menezes auf nicht schuldig plädiert. Die Erschießung des Brasilianers habe nicht gegen ein Gesetz über Gesundheit und Sicherheit von 1974 verstoßen, argumentierte er. Die weitere Verhandlung des Falls war daraufhin auf den 16. Januar verlegt worden.

Der 27-jährige Brasilianer war als vermeintlicher Terrorist am 22. Juli 2005 mit sieben gezielten Schüssen in den Kopf getötet worden. Berichte, wonach er sich verdächtig verhalten hatte, wurden später durch Videoaufzeichnungen widerlegt. Die Polizei berief sich darauf, dass am Tag vor ihrem Einsatz mehrere Anschlagsversuche in London gescheitert seien. Am 7. Juli 2005 waren bei Selbstmordanschlägen in der Londoner U-Bahn hatten die vier Attentäter 52 Menschen mit in den Tod gerissen. (APA)