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Ivan Ljubicic bestaunt seine zweite Wien-Trophäe.

Foto:APA/Fohringer
Wien - Der Hauptsponsor verwehrt sich dagegen, dass die BA-CA-Trophy irgendwann in Ivan-Ljubicic-Trophy unbenannt wird. Aber es wäre gar nicht so aberwitzig. Denn der 27-jährige Kroate hat seinen Titel verteidigt. Er schlug (deklassierte) am Sonntag im Finale den Chilenen Fernando Gonzalez 6:3, 6:4, 7:5. Der Welt drittbester Spieler zeigte dabei mitunter famoses Tennis. Gegen den Zehntbesten. Ljubicic, der ab sofort von den Österreichern Herwig Straka und Edwin Weindorfer gemanagt wird, streifte für seinen sechsten ATP-Pokal 108.600 Euro und 250 Punkte ein. "Wien und ich passen zusammen, da herrscht die absolute Harmonie. Es ist mein Wohn- und mein Schlafzimmer."

Sein Lauf in der Stadthalle grenzt an Wahnsinn. In zehn Partien hat er keinen Satz abgegeben, ja nicht einmal ein Break kassiert. Bis zum zweiten Finale hatte er nicht einmal einen Breakball gegen sich zugelassen, Gonzalez vergab im sechsten Spiel des dritten Satzes deren vier. "Verschmerzbar", sagte Ljubicic.

Die Eigendynamik

Ist eine Veranstaltung vorbei, wird selbige bilanziert. Turnierdirektor Peter Feigl hätte noch mehr gelacht, wäre da nicht der dumme Vorfall mit der Bandscheibe gewesen. Es ist absolut unlustig, wenn das linke Bein plötzlich lahmt und seine Beweglichkeit erst nach der Verabreichung einiger Injektionen wieder hergestellt werden kann. Da es aber doch eher ums Tennis als um persönliche Befindlichkeiten geht, sprach Feigl "von einer Euphorie" und einer "Eigendynamik, die nicht zu stoppen war. Im Vorfeld die Erfolge der Österreicher, die Stars sind alle gekommen".

Peter Gruber, Chef der Stadthalle, legte "sensationelle Zahlen" vor, in der Vergangenheit waren es sinkende, die Stimmung tötende gewesen. 55.000 Zuschauer bedingten Einnahmen von 1,4 Millionen Euro. Die Steigerung an Menschen betrug im Vergleich zu 2005 rund 25 Prozent. Der Allzeit-Rekord von 60.000 konnte nicht gebrochen werden, er stammt aus dem Jahre 1996, Boris Becker holte den Titel.

Faulheit verboten

Die Latte liegt salopp ausgedrückt hoch. Damit sie nicht wieder runterfällt, ist Faulheit verboten, auf Lorbeeren soll man niemals schlafen. Es gab nämlich auch Kritik, Topstar Andy Roddick beklagte nach seinem Scheitern in Halbfinale an Gonzalez den zu langsamen Belag. "Wir Aufschläger werden unserer Waffe beraubt. Ich leide unter diesem Trend. Bei Becker oder Ivanisevic habe sie auch nicht reagiert." Roddick machte sein künftiges Erscheinen von einer Beschleunigung des Platzes abhängig. Leo Huemer, der zweite Turnierdirektor, hat ihm das prompt zugesagt. "Denn er ist ein Ticketseller." Mit Rafael Nadal wird man verhandeln, Roger Federer ist kein Thema, er werkt in Asien.

Tennis wird nun ein bisserl reformiert. Davon ist auch die Trophy betroffen. Die Dotation von 565.000 Euro muss um zehn Prozent erhöht werden, das Finale darf nur noch auf zwei Gewinnsätze gespielt werden. Die Profis sollen geschont werden, kürzere Matches passen besser ins TV-Schema. Das Doppel wird vorm Einzel abgewickelt. Martin Dagahs, verantwortlich für die Kommunikation bei der ATP, hält Anpassungen für notwendig. "Gerade weil wir ein konservativer Sport sind."

Versuch mit Gruppenphase

Getestet wird ab 2007 das Round-Robin-System. Auf freiwilliger Basis. Es wird in acht Vierergruppen begonnen, die Sieger bestreiten dann das Viertelfinale. Huemer wartet ab: "Wir schauen uns das an und entscheiden kurzfristig."

Ljubicic sagte noch: "Lehnt euch zurück, bleibt wie ihr seid. Ich komme wieder." (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 16.10.2006)