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Katja Arthofer fragt, ob Mozart seiner Frau treu war.
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Im Sommer 1781 trug sich Wolfgang Mozart offenbar zum ersten Mal mit dem Gedanken, die von ihm verehrte Constanze Weber zu heiraten. Da er aber wusste, dass sein Vater von einem solchen Plan nichts wissen wollte, behauptete er diesem gegenüber zunächst einmal, dass seine Liaison nichts Ernstes sei. Um den Vater zu beruhigen, erklärte er: "Wenn ich die alle heyrathen müsste, mit denen ich gespasst habe, so müsste ich leicht 200 frauen haben."

Ein halbes Jahr später sah die Sache freilich schon anders aus, und Wolfgang musste notgedrungen eingestehen, dass er nun doch daran denke, eine "Weberische" zu heiraten. Als Begründung für diesen Entschluss führte er an, dass er Constanze liebe und "ohnmöglich so leben kann wie die Meisten dermaligen Jungen leute." Außerdem wolle er "aus scheu und forcht vor die krankheiten nicht mit huren herum balgen." Nicht genug damit, versuchte der 26-jährige Mozart seinem Vater allen Ernstes einzureden, dass er bis zu diesem Zeitpunkt noch nie mit einer Frau geschlafen habe. Der Menschenkenner Leopold Mozart wusste natürlich, dass ihn sein Sohn belog, und dachte nicht daran, seine Zustimmung zur Heirat zu geben. Wolfgang wiederum blieb bei seiner Entscheidung und heiratete am 4. August 1782 im Wiener Stephansdom die 20-jährige "wohledle J. Konstanzia Weberin."

Natürlich wissen wir nicht, mit wie vielen Frauen Mozart sexuelle Kontakte hatte, aber dass er mit der einen oder anderen jener "200 frauen", mit denen er "gespasst" hat, auch ins Bett ging, ist nahe liegend. Dass er beispielsweise mit seiner Cousine Maria Anna Thekla Mozart kein sexuelles Verhältnis gehabt hat, glauben heute nicht einmal mehr die spießigsten Mozart-Exegeten. Über Mozarts mögliche außereheliche Beziehungen ist viel geschrieben worden. Auch wenn in diesem Zusammenhang immer wieder Namen wie Josepha Duschek, Maria Theresia Trattner oder Magdalena Hofdemel genannt werden, bleibt vieles im Dunkeln – und das ist auch gut so. Aber vielleicht waren das ja auch "die kleinen Sünden", von denen in der Mozartbiografie Georg Nikolaus Nissens häufig die Rede ist. Und er musste es wissen, schließlich war er der zweite Mann Constanzes. (Kurt Palm/ ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.10.2006)