Istanbul - Nun hat auch die offizielle Türkei dem ersten Nobelpreisträger des Landes gratuliert: Regierungschef Recep Tayyip Erdogan rief den Autor Orhan Pamuk am Freitag in New York an und drückte seine Freude über die Auszeichnung aus, wie das Ministerpräsidentenamt in Ankara mitteilte. Pamuk habe sich für die Gratulation bedankt.

"Staatskünstler"

Das Telefonat ist bedeutsam, weil der türkische Staat bisher ein sehr schwieriges Verhältnis zum erfolgreichsten Schriftsteller des Landes hatte. In den vergangenen Jahren zog Pamuk mit seinen Feststellung, in der Türkei seien eine Million Armenier ermordet worden, auch den Zorn von Regierungspolitikern auf sich; schon 1998 hatte Pamuk den Titel "Staatskünstler" abgelehnt.

Verantwortung

Auch Parlamentspräsident Bülent Arinc, ein führender Kopf von Erdogans Regierungspartei AKP gratulierte Pamuk, betonte aber gleichzeitig, er erwarte, dass der Autor künftig bei seinen Äußerungen zu heiklen Themen seiner Verantwortung bewusst sein werde. Arinc sagte auch, er würde gerne wissen, was Pamuk von dem französischen Armenier-Gesetz halte. Die Pariser Nationalversammlung hatte am Donnerstag ein Gesetz beschlossen, das es bei Strafe verbietet, den türkischen Völkermord an den Armeniern zu bestreiten.

Meinungsfreiheit

Erdogan sagte zu dem Gesetz, Frankreich habe damit das Recht verwirkt, die Türkei in Sachen Meinungsfreiheit zu kritisieren. Erdogans Regierung will in den nächsten Tagen ihre Antwort auf das französische Gesetz bekannt geben. Dazu dürften ein Einfrieren der bilateralen Kontakte zur Pariser Regierung und gezielte Wirtschaftssanktionen gegen französische Unternehmern gehören. (APA)