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Wien - Bevor der "Nationale Biomasseaktionsplan für Österreich" nach Brüssel verschickt wird, wurde er kürzlich zur Begutachtung ausgesandt. Darin legt das Umweltministerium nieder, wie die beiden Ziele Reduzierung der CO2-Emissionen und Erhöhung der energetischen Biomassenutzung erreicht werden sollen.

Sukkus des Plans: Die Erreichung der Ziele ist vor allem ein logistisches Problem, damit es nicht - wie etwa am Beispiel Pellets in jüngster Zeit feststellbar - zu enormen Preiserhöhungen bei Holz und Energiepflanzen kommt.

Außerdem macht der Bericht klar, dass sich Österreich schon mittelfristig Autarkie bei der Grundstoffbereitstellung abschminken muss. Ohne Importe wird es nicht gehen, zumindest was Energiepflanzen betrifft. Bei der Holzbereitstellung zur Energieproduktion müssen bis dato nicht genutzte Ressourcen angezapft werden.

Anbauflächen

Besonders schnell schlagend wird der Importbedarf bei der Biodieselerzeugung (etwa Raps), bei dem "die Anbaufläche für Ölpflanzen der limitierende Faktor" ist, wie es im Bericht heißt. Die Rohstoffe für Bioethanol (vor allem Getreide, Mais, Zuckerrüben) können nur bis zu einer Beimischung von 5,75 Prozent von heimischen Feldern kommen. Die nächste Phase, die allerdings erst frühestens ab 2010 in Angriff genommen werden kann, müsste dann schon mehrheitlich mit Importware durchgeführt werden. Es sind dies Maßnahmen rund um E-85. Darunter werden so genannte "Flexible Fuel Vehicles" verstanden, Autos, bei denen das Ethanol 85 Prozent ausmacht; der kleinere Rest ist Normalbenzin.

Bei E-85 fehlt es noch an allem, von der entsprechend hohen Anzahl von Autos bis hin zu einer Tankstelleninfrastruktur. Zur langfristigen Absicherung der Bioethanol-Bemühungen wird E-85 aber EU-weit als wichtig angesehen. Sonst droht in dem Bereich nämlich ein "Henne-Ei"-Problem: Also keine Nachfrage nach dem E-85-Sprit weil keine Flexible Fuel-Autos auf der Straße und umgekehrt. Der künftige Erzeuger von Bioethanol, der Konzern Agrana, wünscht sich eine Förderung für den Kauf von solchen Autos, etwa durch die Streichung der Normverbrauchsabgabe Nova. Auch im Biomasse-Plan werden eine Anhebung der Beimischungsverpflichtungen und Maßnahmen rund um E-85 vorgeschlagen.

Was Biomasse zur Wärmeerzeugung betrifft, prognostiziert der Bericht enorme Nachfragesteigerungen in Österreich. Die höchsten werden bei Pellets erwartet, von denen bis 2010 um 280 Prozent mehr abgesetzt werden, bis zum Jahr 2020 gar um 640 Prozent mehr. Der gewöhnliche Brenn- und Scheitholzeinsatz wird gleichzeitig zwar zurückgehen, trotzdem müssen zur Versorgungssicherheit eine ganze Reihe von Maßnahmen gesetzt werden. Ungenutzte Holzressourcen - die vielen kleinen Waldbesitzer bewirtschaften ihren Wald oft gar nicht - müssen aktiviert werden. Stillgelegte Agrarflächen müssen mit schnell wachsenden "Kurzumtriebswäldern" bebaut werden. Ein "Energieholz-Programm" mit vierjähriger Laufzeit wurde deshalb bereits Anfang 2005 gestartet. Ein analoges Programm für Energiepflanzen wird im Bericht angedacht.

Vollmundige Ziele

Für Stephan Grausam von Biomasseverband sind viele der postulierten Ziele zu vollmundig: "In Wirklichkeit sinkt der Anteil der erneuerbaren Energien in Österreich", sagt er. Um das Ziel eines höheren "grünen" Anteil am Gesamtaufkommen zu erreichen, müsste auch Energie gespart werden. "Aber der Energieverbrauch nimmt zu stark zu." (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.10.2006)