Fischer, Bock, Kalender

Natürlich kam Ute Bock zu spät. Das überraschte niemanden. Weil jeder, der je mit der Mutter Courage der österreichischen Flüchtlingsbetreuung zu tun hatte, weiß, wo Frau Bocks Prioritäten liegen: Wegen bei einem PR-Termin, wartenden Fotografen und TV-Teams bricht Ute Bock kein Beratungsgespräch ab, oder führt es nur halbherzig. Sicher nicht. Und so wunderte sich Donnerstagabend in der "Adria Wien" am Donaukanal niemand, dass Ute Bock nicht und nicht zur Präsentation des zu ihren Ehren (eigentlich: zur Finanzierung ihrer Arbeit) herausgebrachten Bierbauchkalenders auftauchte: Standard-Fotograf Christian Fischer hatte - der Standard berichtete - nach einer Idee von Nele Renzenbrink und Julia Kopetzky mehr oder weniger Prominente ihre Bäuche in die Kamera recken lassen. Die Rounder Girls, Monika Weinzettl, Timna Brauer, Erni Mangold oder Das Balaton Combo etwa spielten gerne mit. Zum Einen, um Geld für das Bock'sche Hilfswerk ( www.fraubock.at zu lukrieren, zum Anderen "als ironischen Kontrapunkt auf Feuerwehr- und Jungbauernkalender" (Renzenbrink). Die Nachfrage - das Blattwerk wird über Buchhandel und Falter vertrieben - so die Initiatorinnen sei "überraschend groß, das könnte ein Sammlerstück werden."

Ach ja: Frau Bock kam doch noch rechtzeitig (klar: ohne sie konnte man ja nicht beginnen). Sie hatte nicht beraten, sondern war geirrt: "Ich habe nicht her gefunden, ich bin halt kein Szenemensch," erklärte die pensionierte Erzieherin, die eben wichtigeres zu tun hat, als coole Orte zu kennen: Ute Bock kümmert sich um Menschen.

Proletarischer Edeltag

Wer am Donnerstag Events ansetzt, ist selber Schuld. Denn der Donnerstag ist idiotisch. Weil Donnerstag der schickste Ausgehtag ist: Wer kann, legt seinen VIP-Event auf diesen Tag - und staunt, wenn dann kaum ViPS kommen. Aktuellstes Donnerstagsopfer: Luca Missoni, Sproß des Designlabels. Er war nach Wien gekommen, um einen Shop zu eröffnen. Doch - ach - außer Marika Lichter und Eva Fuchs, war promimäßig tote Hose. Wieso? Zuviel Konkurrenz: So drängelten sich etwa im Arsenal über 1000 Gäste und alle Rafreiders, Teuschlers, Stumpfs und Prüllers um den neuen Audi R8. Oder: Auf der Donauplatte bat Jeannine Schiller zur Charity-Schau des Fotografen Manfred Baumann. Außerdem ist Frau Lugner krank.

Dabei weiß kaum ein Eventmacher, dass die Magie des Donnerstags proletarischen Ursprung hat: Im vorletzten Jahrhundert erhielten Arbeiter ihren Lohn meist am Freitag - wer da am Donnerstag noch Geld zum Ausgehen hatte, war ein feiner Kampel. Und fühlte sich mächtig wichtig. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe, 14./15.10.2006)