Linz - In Oberösterreich dürfen männliche Lehrer bei der Anstellung nicht bevorzugt werden. Zu diesem Schluss kommt jetzt auch ein Rechtsgutachten des Landes Oberösterreich. Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP) hatte Ende des vergangenen Schuljahres diesen Vorstoß gewagt: In den Volksschulen fehlten Männer. Nur noch zehn Prozent des Lehrpersonals sind männlich.

Um das Missverhältnis zwischen den Geschlechtern zu beseitigen, wollte Enzenhofer eine Umreihung auf der Warteliste der Lehranwärter erreichen. Derzeit stehen 317 Frauen und 14 Männer auf dieser Liste. "Diese positive Diskriminierung der Männer ist nicht zulässig", zitiert Enzenhofer aus dem Gutachten.

Mit diesem Ergebnis hatte der Landesschulrat nicht unbedingt gerechnet. Hatte er sich doch bereits vor Bekanntmachen seines Planes Rechtsmeinungen eingeholt. Anwältin Monika Achleitner vom oberösterreichischen Regionalbüro für "Gleichbehandlung von Männer und Frauen am Arbeitsplatz" meinte etwa: "Wenn ein Geschlecht in einem Beruf zu gering vertreten ist, kann im Sinne der Ausgewogenheit die unterrepräsentierte Gruppe mit konkreten Maßnahmen gefördert werden". Diese Ansicht teilte auch das Bildungsministerium.

Die SPÖ-Oberösterreich hingegen lehnte die Männerbevorzugung von vornherein ab. Dazu holte sie bereits im Sommer ein Rechtsgutachten ein: "Um das Geschlecht als Auswahlkriterium bei zukünftigen Reihungen anwenden zu können, wäre eine Gesetzesänderung nötig. Würden in Oberösterreich Lehrer bevorzugt, käme dies einer unmittelbaren Diskriminierung der Frauen gleich, und würde somit gegen das Gleichbehandlungsgesetz des Bundes verstoßen".

Eine Argumentation, der jetzt auch die Verfassungsjuristen beim Landes folgten. Die Sinnhaftigkeit von Enzenhofers Vorschlag wurde jedoch nicht analysiert, sondern einzig die formalrechtliche Situation beleuchtet.

Aus pädagogischer Sicht ist der Landesschulrat weiter überzeugt, dass an die Pflichtschulen dringend mehr männliche Lehrer gehörten. Da Kinder heute vermehrt nicht mehr mit Mutter und Vater aufwachsen, fehle vielen die männliche Komponente in der Erziehung, die Schule müsse reagieren. (Kerstin Scheller/DER STANDARD Printausgabe, 14./15. Oktober 2006