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Um seriöse Aussagen über Klimaveränderungen treffen zu können, müssen Klimadaten viele Jahre hindurch mit extremer Stabilität gesammelt werden.

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Wien – Wissenschafter weltweit sind sich heute weitgehend einig darüber, dass eine globale Erwärmung stattfindet, die primär von Menschen verursacht wird. Dennoch bleiben Fragen offen. So sagen Klimamodelle voraus, dass die Erwärmung eine Häufung von Extremwetterereignissen mit sich bringt – aber waren die in jüngster Zeit scheinbar gehäuften Hurrikans in den USA und Überflutungen in Europa bereits Folge des Klimawandels oder lediglich statistische Ausreißer?

Fehlende Kontinuität und Stabilität

Ein Problem der Modelle lag an den Datenquellen. Seriöse Forscher sind bisher auf die konstanten irdischen Langzeit-Klimadatenarchive angewiesen: Eisbohrkerne, Sedimentproben und Baumringe. Zwar schwirren genügend Satelliten um die Erde, doch sind dies alles Wettersonden. Es nützt nämlich wenig, wenn ein Satellit Daten vier, fünf Jahre lang sammelt und dann von einem anderen Satelliten abgelöst wird. So sensibel und technisch ausgereift die Geräte bisher auch waren: Bei der Eichung der Instrumente hat es immer kleine Unterschiede gegeben. Selbst die jüngere Satelliten-Generation, die bei einer Ablöse im All die Eichungen ihrer Instrumente gegenseitig abgleichen, hat Datensprünge gezeigt, Kontinuität und Stabilität der Messungen sind durcheinander gebracht worden. Um aber seriöse Aussagen treffen zu können, müssen Klimadaten viele Jahre hindurch mit extremer Stabilität gesammelt werden.

Tatsächlicher Klimasatellit

Dennoch wurden solche Daten bisher benutzt. So haben etwa mehrere US-Satelliten seit Ende der 1970er-Jahre die Temperaturen in der unteren Luftschicht der Erde gemessen. Die sprunghafte Datensammlung wurde von verschiedenen Forschergruppen in drei Varianten interpretiert: keine Veränderung, Trend Richtung Erwärmung und leichte Abkühlung. Vor den US-Kongress wurden dann bevorzugt jene Forscher geladen, die zu letzterem Ergebnis gekommen sind – was mitentscheidend für die Ablehnung des Kioto-Protokolls war. Mit dem europäischen Satelliten Metop, der nach etlichen Verzögerungen kommenden Dienstag ins All geschossen werden soll, dürfte sich das ändern: Metop wird als erster tatsächlicher Klimasatellit die Erde in einer Höhe von 800 Kilometern auf einer polaren Bahn umrunden und bis 2020 kontinuierliche Klimadaten sammeln. Kosten: 2,4 Milliarden Euro. (fei/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 13.10. 2006)