Wien /Frankfurt/Main - Die österreichische Literaturkritikerin Sigrid Löffler lobte die "ausgezeichnete Wahl", Orhan Pamuk den Nobelpreis für Literatur zuzuerkennen. Die Vergabe sei "künstlerisch einleuchtend und politisch mutig". Sie selbst sei "vor einigen Jahren als erste zu Pamuk gefahren, um ein Porträt für die 'Literaturen' zu machen, da war er hier noch völlig unbekannt". Sein Roman "Schnee" sei ein Meisterwerk.

Für die Türkei sei der Nobelpreis für Pamuk "ein Signal, dass sie mit ihren Autoren vorsichtiger umgehen müssen. Man kann die kritischen Menschen nicht einfach einsperren oder vor Gericht stellen", so Löffler. "Wenn die Türkei ein ernst zu nehmender Kandidat für die EU sein will, muss sie Schriftsteller - jetzt speziell Pamuk - besser wertschätzen." Bereits im April 2005 hatten die "Literaturen" Pamuk die Titelseite gewidmet und ein Kapitel aus seinem neuen Buch "Istanbul" abgedruckt.

"Ich kann mich nicht äußern"

Marcel Reich-Ranicki, Deutschlands bekanntester Literaturkritiker, hat freimütig zugegeben, das Werk des diesjährigen Literaturnobelpreisträgers Orhan Pamuk nicht zu kennen. "Ich kann mich nicht äußern, ich habe ihn nie gelesen", sagte der 86- Jährige am Donnerstag: "Türkische Literatur hat mich nie interessiert. Ich muss nicht alle Literaturen dieser Welt lesen."

Auch die Verleihung des Nobelpreises sei für ihn kein Ansporn, sich jetzt Pamuks Bücher vorzunehmen: "Ich habe so viel anderes zu lesen." (APA/dpa)