Der Film dokumentiert die Aktion von Christoph Schlingensief, die im Sommer (11. bis 17. Juni) 2000 im Rahmen der Wiener Festwochen vor der Staatsoper in Wien stattgefunden hat. Der deutsche Aktionskünstler, Autor und Regisseur installierte vor der medialen Weltöffentlichkeit ein Abschiebelager mitten in der City: Zwölf Asylanten lebten sechs Tage lang in einem Container; sie konnten – analog zu Reality-Show-Formate wie Big Brother – live beobachtet und via Internet aus dem Container und damit aus Österreich in hinausgewählt werden.

 

Überm Container hing das titelgebende Spruchband: Ausländer Raus! Die Aktion war laut Schlingensief von FPÖ und Kronen Zeitung veranstaltet; die Ebenen zwischen faktischer und fiktiv verschobener Realität verliefen programmatisch fließend.

Paul Poet hat diese außerordentliche Polit- Performance, die nichts an Brisanz verloren hat, materialreich dokumentiert, sodass sie weiter als Projektionsfläche und „Kläranlage“ aktueller politischer Zustände genutzt werden kann.

Im Februar 2000 wurde in Österreich eine rechtsextreme Partei, die mit fremdenfeindlichem Populismus für sich wirbt, in einer Koalition mit Regierungsverantwortung betraut. Die EU belegte Österreich daraufhin mit Sanktionen. In Österreich selbst kam es zu Protesten, die aber nicht verhindern konnten, dass diese Regierungskonstellation bei den nächsten Nationalratswahlen bestätigt wurde. Real bestehende gesellschaftliche Grundkonstellationen wurden bei Schlingensief aktionistisch sichtbar gemacht. Es zeigte sich, dass die Offenlegung als provozierender empfunden wurde als die Tatsachen selbst – dass z. B. Menschen an weniger exponierten Orten ganz real abgeschoben wurden und werden. Der Film liefert also die Chronik der Aktion, die Stammtischreaktionen einer zum Teil hysterisierten Zuschauermenge, die sich bereitwillig auf die Bühne (und in die Falle) des Aktionismus zu begeben scheint, und es gibt Kommentare, Erklärungen und Analysen von Beteiligten, Politikerinnen, Gästen, Journalisten und Philosophen.

Schlingensief zu seiner Aktion: „Wenn mich etwas ärgert, wenn etwas nicht stimmt, dann habe ich gefälligst dafür zu sorgen, dass das Bild, was sich als ein gesäubertes und verständnisvolles darstellt, gestört wird.“ Alle geraten in die Bilderzerstörungsmaschine.

So kam es z. B. auch zu einer versuchten Befreiung der „Ausländer“ durch Demonstranten. Applaus und Kritik von der falschen Seite? Argumentationen geraten durcheinander. Die komplexe Aktion ist von kompromissloser Konsequenz. Die Bilder dieser Chronik tun weh. Es kommt zu erschreckenden Selbstentblößungen derer, die es immer schon wussten, und derer, die die Notwendigkeit der Aktion infrage stellen, indem sie den Beweis für ihre Relevanz liefern. 2006: in Österreich wird wieder gewählt. Die FPÖ wirbt mit dem Slogan „Daham statt Islam“.

Birgit Flos, Filmpublizistin; seit 2005 Leiterin der Austro-Jahresfilmschau Diagonale.