Wien - Jüngst zum "besten Orchester der Welt" gekürt, machten die Wiener Philharmoniker dem Titel im ersten Abonnementkonzert der Saison alle Ehre. Sie musizierten voller Schwung, folgten Riccardo Mutis eleganter Animierkunst mit Vergnügen. Muti hat sein klassisches Programm mit Bedacht ausgewählt und mit einer eigens zusammengestellten Ballettmusik von Antonio Salieri auch seine Leidenschaft für Vergessenes unter Beweis gestellt.

Im ersten Teil standen zwei g-Moll-Symphonien von Joseph Haydn und Mozart zum Vergleich gegenüber. Animiert und äußerst lebendig gelang Haydns Hob. I:39 als flottes Ganzes. Im Kopfsatz von Mozarts KV 183 mischte Muti kantige Dramatik und scheinbar harmlose Gefälligkeit, unter der die gezügelte Wucht stets spürbar blieb, zu brisanten Stimmungswechseln. Die Oboe ließ sich zu sinnlichen Soli nicht zweimal bitten, fand im Menuett auch mit dem Fagott nach anfänglichem Zögern die gemeinsame Linie.

Für die Wiedereröffnung der Mailänder Scala (2004) hatte Muti nicht nur Salieris Oper Europa riconosciuta wiederaufgeführt, sondern auch aus verschiedenen Nummern Salieris eine elfteilige Ballettmusik zusammengestellt, stilgerecht nach dem ersten Akt gespielt. In Wien bat er nach dem ersten Teil facettenreich zum Tanz: beschwingt, vornehm, virtuos, akzentuiert und schloss mit einem hurtigen Presto.

In Haydns F-Dur Symphonie Hob I: 89 bündelten Dirigent und Orchester noch einmal alle Energien, verschenkten keine der harmonischen Neckereien, kosteten das von Haydn verlangte "Schleppen" vergnüglich aus. Ein viel versprechender Anfang eines CD-Projektes, mit dem man sich für das Haydnjahr 2009 weit vorausblickend rüstet. (Petra Haiderer /DER STANDARD, Printausgabe, 10.10.2006)