Was für Normalbürger die Ausnahme darstellt, ist für Franco Parenti die Regel: das Ausloten von Grenzsituationen. Der Macher der italienischen Satiresendung „Le iene“ (Die Hyänen) hat schon viele Prominente in Bedrängnis gebracht. Respektloses Zubeißen gehört beim gefürchteten Redaktionsteam zum Alltag. Eine der Lieblingsbeschäftigungen der durchaus geistreichen Programmmacher ist die Entlarvung aller Formen von Heuchelei.

Doch Millionen Zuschauer freuten sich am Dienstag vergebens auf den jüngsten Coup der Hyänen. Nach einer Flut von Einsprüchen, Klagen und Protesten aus der Abgeordnetenkammer untersagte die Aufsichtsbehörde zum Schutz der Privatsphäre die Sendung wenige Stunden vor ihrer Ausstrahlung in Silvio Berlusconis Mediaset-Programm „Italia 1“. Während der Haushaltsdebatte hatten die Programmmacher ihre Kamera vor dem Parlament aufgestellt, ein unbeholfener Journalist bat um Stellungnahmen zum umstrittenen Etat.

„Darf ich Ihnen den Schweiß von der Stirne tupfen?“, fragte eine hübsche Schminkerin höflich. Doch statt der üblichen Schminkutensilien benützte sie einen einen „drug-wipe“, wie er bei der Polizei zahlreicher Länder in Gebrauch ist – ein handliches Gerät, das anzeigt, ob die Testperson in den letzten 36 Stunden Drogen genommen hat. Das Ergebnis der 50 getesten Abgeordneten sorgt für Furore: ein Drittel der Parlamentarier hatte.

24 Prozent haschten

24 Prozent hatten Haschisch geraucht, sechs Prozent Kokain geschnupft. Während der kommunistische Kammerpräsident Fausto Bertinotti den Test nicht kommentieren wollte, wetterte sein christdemokrater Vorgänger Pier Ferdinando Casini gegen die „unerträgliche Verletzung der Privatsphäre“. Italo Bocchino (Alleanza Nazionale) forderte „die sofortige Vernichtung“ seiner Probe.

„Ich will die Liste aller Volksvertreter sehen, die Rauschgift nehmen“, ereiferte sich indes die Duce-Enkelin Alessandra Mussolini. Der Abgeordnete Daniele Capezzone, Chef der antiprohibitionistischen Radikalen Partei, sah Grund zur Genugtuung: „Ich habe schon immer gesagt, ein Drogenhund der Polizei würde im Parlament ausrasten.“

Die Sendungsmacher beruhigten. Der Test sei anonym durchgeführt worden, alle Proben seien ohne Namen. „Uns interessiert nur die Statistik“, versicherte Parenti. In der Sendung sollten die Abgeordneten nicht erkennbar sein. Der Kommunist Francesco Caruso spottet: „Wo bin ich denn nur hingeraten? Mit Mafiosi und Korrupten hatte ich gerechnet, jetzt tummelt sich hier auch noch eine Menge Koksschniefer!“ (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 11.10.2006)