Zur Person

Der Wirtschaftsprüfer Paul Niederkofler (42) drehte mit der Sanierungsgruppe VMS Kfz-Zubehörhändler Forstinger und die Elektrokette Niedermeyer in die schwarzen Zahlen. Sein Fonds REB II hält 50 Prozent an Cosmos.

Foto: Standard/Heribert Corn
STANDARD: Sie wollen nach der Sanierung von Forstinger und Niedermeyer Cosmos in Schuss bringen. Wie viel der 1400 Jobs wird das kosten?

Paul Niederkofler: Wir verhandeln mit dem Betriebsrat und kommunizieren notwendige Maßnahmen Ende Oktober.

STANDARD: Es heißt, Ihr Fonds hat für die Elektrokette einen überhöhten Preis bezahlt...

Niederkofler: Dritte wissen weder, was wir mit Cosmos vorhaben, noch kennen sie Synergien, die wir nutzen. Cosmos wurde nicht verschenkt. Aber es war ein realistischer Kaufpreis, der die Verluste des Unternehmens widerspiegelt. Wir erwarten uns 2007 ein ausgeglichenes Ergebnis.

STANDARD: Warum arbeiten Sie bei Cosmos und Niedermeyer nicht mehr mit Ihrem Partner Erhard Grossnigg zusammen?

Niederkofler: Das frühere Management-Team hat sich in gutem Einvernehmen aufgelöst, auch aus Altersgründen. Ich habe mit Partnern den Fonds REB II gegründet. Das ist eine Aufgabe für zehn Jahre.

STANDARD: Treten Sie jetzt als Konkurrenten auf?

Niederkofler: Nein, denn wir arbeiten nicht im selben Umfeld. Es kann natürlich einige Berührungspunkte und Wettbewerb geben. Aber das ist ja für den Markt kein Nachteil.

STANDARD: Sie wollen Niedermeyer und Cosmos als Paket in drei bis fünf Jahren saniert verkaufen. Reizt Sie nicht der Aufbau eines Firmenimperiums?

Niederkofler: Unsere Investoren erwarten für das eingesetzte Kapital eine möglichst hohe Rendite. Das gelingt, wenn wir Unternehmen vom Rand der Existenz in eine stabile Ertragslage bringen. Andere Investoren mit Wachstumsfantasie entwickeln sie weiter.

STANDARD: Finanzinvestoren haftet mitunter der schale Beigeschmack vom schnellen Geld an. Sind Sie eine Heuschrecke?

Niederkofler: Nein. Heuschrecken sind daran interessiert, die Vermögenswerte einer Firma zu versilbern. Wir wollen die Unternehmen überlebensfähig machen. Dass wir dabei Geld verdienen, ist normal.

STANDARD: Woran scheitern Österreichs Unternehmen?

Niederkofler: Wir sehen uns 20 bis 40 Fälle im Jahr an. Viele Krisen entstehen durch uneinige Gesellschafter; oder die fehlende Bereitschaft, im Ausland zu fertigen oder Risiken einzugehen. Das fängt bei Eigentümern an, die die Firma blockieren und geht über Geschäftsführer, die vor fünf Jahren Entscheidungen getroffen haben, die sie verteidigen müssen. Manche wollen auch gar nicht wissen, wo sie ihr Geld verlieren und verdienen.

STANDARD: Was können Sie besser als andere Troubleshooter?

Niederkofler: Wir haben klare Gesellschafterstrukturen und die Möglichkeit, Entscheidungen über Mehrheiten durchzusetzen. Unsere Geschäftsführer haben nichts zu verteidigen, ausschließlich den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Gefährdet ein unrentabler Geschäftszweig die Firma, geben wir ihn auf.

STANDARD: Sie setzen den Rotstift zuerst beim Personal und bei den Sachkosten an...

Niederkofler: Denn diese Kosten kommen immer. Die Hoffnung vieler Unternehmer, dass sich der Umsatz bessert – das bleibt eben eine Hoffnung.

STANDARD: Vertragen sich Ihre harten Sparkurse mit der Gewerkschaft?

Niederkofler: Betriebsräte haben das gleiche Ziel wie wir: den Fortbestand des Betriebs zu sichern. Wenn man es sauber dokumentiert, haben sie das Einsehen, dass Einsparungen notwendig sind. Es ist vernünftiger zu sagen, wir schnallen alle den Gürtel enger.

STANDARD: Betriebsräte bei Augarten etwa hatten dieses Einsehen nicht.

Niederkofler: Das lag am Konkurs des Unternehmens. Im Zuge der Übername wurden die Mitarbeiter neu bedienstet und man hat nur mehr einen Betriebsrat neu beschäftigt. Die Gewerkschaft hat uns mit Prozessen bedroht, wir haben uns letztlich verglichen.

STANDARD: Sie brauchen viel Vertrauensvorschuss der Banken. Ist das ein Balanceakt?

Niederkofler: Man erhält Vorschusslorbeeren, das ist richtig. Wichtig ist ein geradliniges Profil. Und es gilt, Zusagen einzuhalten. Das ist ja heutzutage nicht mehr ganz üblich.

STANDARD: Ihr neuer Fonds ist mit 25 Millionen Euro dotiert. Stehen Übernahmen bevor?

Niederkofler: Es passen sechs bis zehn Unternehmen hinein. Wir haben vier Jahre Zeit zu investieren und zehn Jahre um zu verkaufen. Zwei Investitionen sind in Vorbereitung. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.10.2006)