- von Klaus-Peter Schmidt

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Seit unserer Kindheit wissen wir: Das Meiste, was Spaß macht, ist verboten - oder wenigstens ungesund. Seit Sir Walter Raleigh zu Beginn des 17. Jahrhunderts das Rauchen nach Europa gebracht hat, bestanden Zweifel, dass dieses Vergnügen für die Raucher auch deren Gesundheit fördert. Dennoch wurde es zum Ausdruck von gesellschaftlichem Rang, Gelassenheit und Überlegenheit.

Genuss zählt

Heute belegen hunderte Untersuchungen die Schädlichkeit des Rauchens, was den wirklichen Rauchern aber relativ egal ist, denn für sie zählt der Genuss. Und genau daran haken die verständlichen Versuche, es in Gaststätten zu verbieten, wie es nun auch bald in Frankreich der Fall sein wird. Die Zigarette zum Kaffee, nach dem Essen oder zum Krügel Bier ist für rund 40 Prozent der Bevölkerung ein Vergnügen. Diesen Leuten das Rauchen im Lokal zu untersagen, erzeugt deren Missmut. Es ihnen zu erlauben bringt die Nikotinabstinenten in Rage.

Wählerstimmen Raucher

Eine Zwickmühle für den Gesetzgeber, die damit befassten Politiker wissen, dass an den Rauchern auch eine Menge Wählerstimmen hängen. Vor den wirtschaftlich motivierten Protesten der Gastronomie brauchten sie weniger Angst zu haben, es gibt auch Untersuchungen, dass das Rauchverbot irischen Pubs sogar ein Umsatzplus gebracht hat.

Da allerdings sitzt der nächste Haken. Mehr Umsatz im Pub heißt doch wohl vornehmlich mehr Alkoholkonsum. Vom Suchtpotenzial her ist Nikotin und Alkohol ziemlich gleich, dennoch würde keine Regierung das Trinken verbieten.

Verbote nicht geeignet

Somit scheint langfristig der richtigere Weg zu sein, Jugendlichen das Gefühl zu nehmen, Rauchen sei cool. Allerdings sind Verbote dazu wenig geeignet, denn gerade in dieser Altersgruppe macht Verbotenes besonderen Spaß. (Klaus-Peter Schmidt, DER STANDARD Printausgabe 9.10.2006)