Belgrad/Wien - Der im Gefängnis des
UNO-Kriegsverbrechertribunals in Scheveningen einsitzende Vojislav
Seselj ist erneut zum Vorsitzenden der Serbischen Radikalen Partei
(SRS) gewählt worden. Vizechef der extrem nationalistischen Partei
bleibt Tomislav Nikolic. Seselj und Nikolic seien beim Kongress der
SRS am heutigen Sonntag fast ohne Gegenstimme zu den Leadern gewählt
worden, berichteten Belgrader Medien.
Seselj wandte sich mit einem Brief an seine Parteikollegen. Kosovo
sei "das Herz Serbiens" und Serbien sei als Staat ohne Kosovo
"undenkbar", hieß es im Brief. Seselj rief alle SRS-Anhänger auf,
beim Referendum für die neue serbische Verfassung zu stimmen, mit dem
auch die "Kosovoisierung der Vojvodina" verhindert werden solle.
Nikolic betonte in seiner Rede, dass in Serbien "die Schlechtesten
regieren und die Besten in der Opposition sind". "So lange die Besten
nicht in der Regierung sind, wird Serbien eine defekte Demokratie
sein." Auch Nikolic rief die SRS-Sympathisanten auf, am
Verfassungsreferendum teilzunehmen.
Sesel stellte sich im Februar 2003 freiwillig dem Haager Tribunal
und befindet sich seitdem im Tribunalsgefängnis in Scheveningen. Der
Prozess gegen den SRS-Chef soll am 2. November beginnen. Das
UNO-Tribunal wirft Seselj Kriegsverbrechen in Kroatien,
Bosnien-Herzegowina und der nordserbischen Provinz Vojvodina vor. (APA)