Detroit - Nach dem Scheitern der Gespräche über ein Bündnis von General Motors (GM) mit Renault und Nissan hat GM-Großaktionär Kirk Kerkorian seine Pläne für ein stärkeres Engagement bei dem US-Autobauer aufgegeben. Die Investmentfirma des Milliardärs, Tracinda, teilte am Freitag der US-Börsenaufsicht SEC mit, sie wolle ihren Anteil an dem angeschlagenen Konzern nicht mehr aufstocken. Zudem trat der Kerkorian-Berater Jerome York von seinem Posten im Direktorium zurück. Der Wert der GM-Aktie brach daraufhin ein. Experten werteten den Kurswechsel Kerkorians als Belastung für die Sanierungsbemühungen des weltgrößten Autokonzerns.

Kerkorian hält 9,9 Prozent an GM und hatte der Börsenaufsicht in der vergangenen Woche mitgeteilt, er erwäge Zukäufe bis zu einem Anteil von fast zwölf Prozent. Eine Aufstockung auf zehn Prozent oder mehr bedarf der Genehmigung durch die SEC.

Synergieeffekte

Die in dieser Woche abgebrochenen Gespräche über ein Zusammengehen mit den Konkurrenten aus Frankreich und Japan waren ursprünglich von Kerkorian und York angestoßen worden. Der Großinvestor versprach sich Synergieeffekte und Kosteneinsparungen von einem Bündnis. GM kämpft ebenso wie andere US-Autobauer auf seinem Heimatmarkt mit rückläufigen Absatzzahlen. Im vergangenen Jahr schrieb das Unternehmen Verluste von 10,6 Milliarden Dollar (8,37 Mrd. Euro).

Der Kerkorian-Vertraute und frühere Chrysler-Manager York war erst im Februar in das Kontrollgremium von GM gewählt worden. Er hatte sich für drastische Sparmaßnahmen wie Kürzungen von Managergehältern und Dividenden stark gemacht und die Trennung von unprofitablen Marken wie Hummer und Saab gefordert.

In seinem Rücktrittsschreiben bescheinigte er GM zwar Fortschritte bei Kostensenkungen und anderen Maßnahmen, die "die Gefahr einer kurzfristigen Insolvenz" erheblich verringert hätten. Zugleich zog er jedoch die längerfristigen Perspektiven des Autoherstellers in Zweifel und kritisierte, im Aufsichtsgremium herrsche eine Atmosphäre, die Kritik am Management erschwere. "Ich habe schwerwiegende Vorbehalte, ob das derzeitige Geschäftsmodell des Unternehmens geeignet ist, auf dem Markt erfolgreich mit den Modellen der asiatischen Hersteller zu konkurrieren", schrieb York.

GM verteidigt Umstrukturierungsbemühungen

GM verteidigte seine Umstrukturierungsbemühungen. Bis zum Ende des Jahres will das Unternehmen mehr als neun Milliarden Euro an jährlichen Ausgaben einsparen. "Wir bleiben auf die Wende in unserem Nordamerika-Geschäft fokussiert, wo wir echte Fortschritte machen - Fortschritte, die weiter über das hinausgehen, was Skeptiker für möglich hielten", hieß es in einer Erklärung. Die GM-Aktie verlor am Freitag 6,28 Prozent ihres Werts auf 31,05 Dollar.

Die Allianzgespräche waren daran gescheitert, dass der US-Konzern befürchtet hatte, von den erwarteten Einsparungen im Verhältnis zu seiner Größe zu wenig zu profitieren. Knackpunkt war zudem offenbar die Weigerung der miteinander verflochtenen Konkurrenten Renault und Nissan, eine von GM geforderte Kompensation in Milliardenhöhe für den Verzicht auf die Wahrnehmung anderer Bündnisoptionen zu zahlen.

Experten sagten am Freitag, die Anleger hätten Kerkorians Investmentfirma als eine treibende Kraft für Veränderungen bei GM gesehen und seien deshalb enttäuscht von ihrem Rückzug. Seit der Milliardär im Januar den Druck auf GM verstärkt hatte, war der Aktienkurs des Autobauers um mehr als 70 Prozent gestiegen. Der Rückzug Yorks aus dem Direktorium lasse nun offen, ob Kerkorian auch seine bestehenden Anteile verkaufen und sich anderen Unternehmen zuwenden wolle, sagten Analysten. Möglich sei ebenso, dass er den Druck für Umstrukturierungen noch erhöhen wolle und hoffe, dies ohne die Beschränkungen eines Direktoriumssitzes erfolgreicher tun zu können. (APA)