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Protest und wohl auch Angst vor dem Test einer nordkoreanischen Atomwaffe zeigten Demonstranten bei einer Kundgebung in der südkoreanischen Haupstadt Seoul.

Foto: Reuters
New York/Pjöngjang - Der Weltsicherheitsrat hat Nordkorea eindringlich vor einem Atomwaffentest gewarnt. Dies "wäre eine klare Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit", mahnte er am Freitagabend in einer formalen Erklärung. Indirekt drohte der Rat der Regierung in Pjöngjang Sanktionen an: Ein Atomtest "würde den Sicherheitsrat zwingen, seinen Verpflichtungen gemäß der UN-Charta nachzukommen", heißt es in dem Dokument. Die von den USA und Japan befürwortete Androhung von Sanktionen war wegen der Bedenken Russlands und Chinas nicht in die Erklärung aufgenommen worden. Im Fall eines Atomtests, so der Sicherheitsrat, müsse Pjöngjang jedoch mit der "einstimmigen Verurteilung durch die internationale Gemeinschaft" rechnen.

Ganz bestimmt würde sich Nordkoreas nationale Sicherheit, mit der das Land seine atomare Rüstung begründet hatte, durch den Versuch nicht verbessern. Deshalb sollte Nordkorea unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückkehren und über die Sechs-Parteien-Gespräche "eine friedliche und umfassende Lösung" seiner Probleme anstreben.

Die UN-Behörde zur Überwachung des internationalen Atomteststopp-Abkommens (CTBTO) bezeichnete die nordkoreanische Ankündigung, einen Atomtest durchzuführen, als "höchst bedauerlich und äußerst Besorgnis erregend".

Keine tödliche Aktion

Die USA mäßigten unterdessen ihren Ton im Streit mit dem kommunistischen Nordkorea, indem sie eine frühere Warnung relativierten. Der Regierung in Pjöngjang werde nicht mit einer "tödlichen Aktion" gedroht, sagte ein US- Präsidialamts-Sprecher. Nordkorea dürfe aber dennoch keine Atomwaffen besitzen.

Das weltweit isolierte Land hatte am Dienstag seinen ersten Atomtest angekündigt, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. Die Regierung begründete den Schritt mit einer wachsenden Bedrohung durch die USA.

China will Sechs-Parteien-Gespräche fortführen

China als der engste Verbündete Nordkoreas hatte in den Gesprächen darauf beharrt, dass die derzeit auf Eis liegenden Sechs-Parteien-Gespräche das Forum für eine Lösung der Krise sein sollten - und nicht der UN-Sicherheitsrat. US-Vize-Außenminister Christopher Hill sagte, ein Atomtest in Nordkorea sei schon sehr bald möglich. Etwa am Sonntag oder Montag, weil Nordkorea sein politisches Handeln häufig mit symbolischen Jahrestagen koordiniert. Am Sonntag jährt sich die Berufung von Machthaber Kim Jong Il an die Spitze der Militärkommission 1997. Am Montag wird der Tag der Arbeiterpartei begangen. Die südkoreanische Zeitung Dong a Ilbo schrieb, für den Test komme der Zeitraum von Sonntag bis Dienstag in Frage.

Hurra für Kim

Kim traf unterdessen mit Militärchefs zusammen, die ihn nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA mit "stürmischen Hurra-Rufen" empfingen. Sie riefen "Lasst uns unser Leben riskieren im Kampf für unseren ehrenwerten Oberkommandierenden, Kamerad Kim Jong Il". Ein chinesischer Regierungsvertreter sagte nach Gesprächen mit einer nordkoreanischen Delegation, das Land sei "mehr oder weniger" zu einem Test in der Lage.

Möglicherweise schiebe es den Schritt aber auf, wenn die USA im Atomkonflikt mit dem Land Zugeständnisse machten. Für den Test sei ein Bergwerk im Grenzgebiet zu China ausgewählt worden, wo der Sprengsatz in 2000 Metern Tiefe gezündet werden solle. Beobachter gehen davon aus, dass Nordkorea genug spaltbares Material für sechs bis acht Atombomben hat. Möglicherweise fehlt aber die Technologie, um die Bomben so klein zu bauen, dass sie auf Trägerraketen passen. (APA/Reuters, AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.10.2006)