Der Preis

Cambridge - "Ignoble" bedeutet in etwa "unwürdig" oder auch "schändlich". Wenn jedoch zeitgleich mit den Nobelpreisen die alljährlichen IgNobel-Preise vergeben werden, lassen es sich die derart "geehrten" WissenschafterInnen selten nehmen, die humoristische Auszeichnung persönlich entgegen zu nehmen. Mit dabei auch immer zahlreiche andere Wissenschaftsprominenz - hier etwa Roy Glauber, Gewinner des Physik-Nobelpreises 2005. Er durfte die Bühne fegen, da während der Zeremonie die Laureaten wie immer mit Papierfliegern beworfen wurden.

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Der Gründer

Ausgezeichnet werden jedes Jahr kuriose, überraschende oder für unwichtig befundene Forschungsarbeiten. Ausschlaggebend für die Juryentscheidung ist nach Angaben von Preisgründer Marc Abrahams, der auch Herausgeber der "Annals of Improbable Research" ist, dass die Arbeiten "nicht wiederholt werden können ... oder sollten". Und hier die Preiskategorien des heurigen Jahres:

Foto: APA/Müller

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Ernährung

Mistkäfer sind durchaus wählerisch und graben sich nicht in jeden Kot gleich gerne: Das fanden Wasmia Al-Houty und Faten Al-Mussalam aus Kuwait heraus. Die Menü-Hitliste des Scarabaeus cristatus sieht ihren Erkenntnissen zufolge so aus: Am liebsten Pferd, Schaf noch eher als Kamel ... und wenn mal gar nichts anderes da ist, dann halt auch Hund oder Fuchs.

Foto: APA/dpa

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Mathematik

Ärgert es Sie auch schwarz, wenn bei Gruppenfotos immer mindestes eine(r) grade die Augen zu hat ... und sich dann hinterher beschwert? - Dann wäre dieses Forschungsergebnis für Sie doch von Nutzen: Nic Svenson and Piers Barnes von der Australian Commonwealth Scientific and Research Organization entwickelten ein mathematisches Modell dafür, wie viele Schnappschüsse Sie machen müssen, um - beinahe - sicher zu sein, dass alle in die Kamera schauen.

Foto: AP/Lehtikuva

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Akustik

Warum es uns jeden Hörnerv zieht, wenn jemand mit den Fingernägeln über eine Tafel kratzt, war erst vor kurzem Gegenstand in unserer Rubrik "Dumm(?) gefragt" - hier Ihre Hypothesen. Und Sie waren mit Ihrer Beschäftigung in guter Gesellschaft: In den USA ging eine Gruppe von WissenschafterInnen mehrerer Universitäten der Frage nach. D. Lynn Halpern, Randolph Blake und James Hillenbrand wurden für ihre Antwort mit einem Ignobel-Preis belohnt.

Foto: Reuters/STR

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Ornithologie

Dauer-Headbangen kann bei Menschen zu gesundheitlichen Problemen führen - Spechte hingegen trommeln im Stakkato, und trotzdem bekommen sie kein Kopfweh. Wie das sein kann, untersuchten der inzwischen verstorbene Philip R.A. May und Ivan R. Schwab (hier im Bild) von der University of California in Los Angeles. Schwab nahm den Preis mit Stil entgegen.

Foto: Reuters/Snyder

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Physik

William Liscomb, Nobelpreisträger aus dem Jahr 1976, demonstriert, worum es bei der Vergabe des heurigen Physik-IgNobel-Preises ging: Spaghetti brechen niemals in der Mitte, sondern immer in mehr als zwei Stücke, wenn man sie vor dem Kochen an beiden Enden anfasst und biegt. Der uralten Menschheitsfrage, warum das denn so ist, gingen die französischen Forscher Basile Audoly und Sebastien Neukirch nach - mit Erfolg (hier des Rätsels Lösung)! Und jetzt auch noch einem Preis dafür.

Foto: Reuters/Snyder

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Chemie

Achtung, wenn Sie das nächste Mal Cheddar-Käse mit Ultraschall untersuchen: Ihre Ergebnisse könnten durch die Temperatur des Käses verfälscht werden! Wie sich die Fettschmelze auf die Geschwindigkeit des Ultraschalls auswirkt, untersuchten die spanischen ForscherInnen Antonio Mulet, José Javier Benedito, José Bon und Carmen Rosselló. Ergebnis: zwischen 0 und 17 Grad können Sie Ihrem Käse am ehesten über den Weg trauen.

Foto: Archiv

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Medizin

Schluckauf kann sich zu einem quälenden Problem entwickeln, wenn er längere Zeit anhält. - Ungeahnte Abhilfe auch in schwierigen Fällen verspricht die Methode der rektalen Finger-Massage. US-Forscher Francis M. Fesmire sowie Majed Odeh, Harry Bassan und Arie Oliven aus Israel empfehlen dergleichen Handgreiflichkeiten, bevor auf die Pharmazie zurück gegriffen wird; dafür gab's den Medizin-Preis.

Foto: Reuters/McDiarmid

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Biologie

... einmal noch zurück zum Thema Käse: Die niederländischen Forscher Bart Knols (hier im Bild bei der Zeremonie) und Ruud de Jong ließen die Fachwelt mit dem Ergebnis aufhorchen, dass weibliche Anopheles-Mücken (die Überträger der Malaria) von Limburger Käse ebenso angelockt werden wie vom Geruch menschlicher Füße. Vielleicht lässt sich da was draus machen.

Foto: Reuters/Snyder

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Literatur

Ganz den Nobelpreisen entsprechend gibt es auch einen Literatur- und einen Friedens-IgNobelpreis. Daniel Oppenheimer von der Princeton University wurde für seinen Beitrag zur Sprachkultur ausgezeichnet: Unter dem Arbeitstitel "Consequences of Erudite Vernacular Utilized Irrespective of Necessity" befasste er sich damit, wie in wissenschaftlichen Texten durch den Einsatz unnötig langer und komplizierter Wörter Intelligenz vorgetäuscht wird. - Ein Gegenbeispiel für sinnvollen Einsatz hier im Bild: Diese walisische Stadt kann nichts für ihren langen Namen, sie heißt eben so.

Foto: Reuters/Chung

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Friede!

... und zum Schluss noch der ehrwürdige Friedens-IgNobelpreis: Den erhielt heuer Howard Stapleton aus Wales für die Entwicklung einer Art Schallwaffe. Der Clou daran: Sie produziert einen abschreckenden hohen Ton, den nur Teenager hören können - während Erwachsene unbelästigt bleiben. Das Hai-Abwehrmittel ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt - bald könnte auch der "Teenager Repellant" in Serie gehen ... (red)

Link
The IgNobel Awards 2006

Foto: APA/EPA