Wien - Weder er persönlich noch die ÖVP habe von einem Untersuchungsausschuss zum Eurofighter etwas zu befürchten, sagte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein am Donnerstag - aber die SPÖ werde sich entscheiden müssen, ob sie Regierungsverhandlungen oder einen Untersuchungsausschuss führen wolle: "Man kann nicht beides wollen, dass ist ein Widerspruch in sich selbst."

Bartenstein verteidigte die Entscheidung für den Eurofighter auch inhaltlich: Die Kampfflugzeuge seien bestellt und "vier Stück zur Auslieferung bereit". Über eine Milliarde Euro Gegengeschäfte seien bereits abgearbeitet, über zwei Milliarden Euro stünden in den Auftragsbüchern.

Und damit gehe es bei einem Storno um Arbeitsplätze. "Es ist ein leichtfertiges Spiel, das da getrieben wird - das würde tausende Arbeitsplätze kosten, wenn man aus dem Vertrag aussteigt, sagt Markus Beyrer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), dem Standard. Und: "Wir sind einigermaßen schockiert, denn da wird riskiert, dass die österreichische Wirtschaft in wesentlichen Bereichen zurückfällt."

Der Offset-Vertrag, mit dem vereinbart wurde, dass österreichische Unternehmen Gegengeschäfte im Wert von vier Milliarden Euro (das ist doppelt so viel, wie der Eurofighter kostet) bekommen, sei der erste seit dem Sikorsky-Hubschrauberkauf, durch den Kooperationsmöglichkeiten im Spitzentechnologie-Bereich eröffnet wurden.

Steige man nun aus, verliere allein das FACC-Werk in Ried die Kooperationsmöglichkeit mit Airbus und müsse 280 Arbeitsplätze abbauen, sagt Beyrer: "Und damit es nicht heißt, das ist alles nur Großindustrie, was da betroffen ist - da geht es auch um 50 kleine Zulieferbetriebe."

Probleme sieht Beyrer auch für das Kapfenberger Unternehmen Pankl, wo eine ganze Abteilung, die um 16 Millionen Euro Rotorwellen und Antriebsteile für den Eurocopter fertigt, geschlossen werden. Überhaupt wäre die Steiermark von einem Eurofighter-Ausstieg besonders betroffen, weil dort 955 Personen allein für Betrieb und Materialerhaltung der Flugzeuge und des Simulators arbeitslos würden.

Der über die Wahlkampf-Auseinandersetzung hinaus wirkende Populismus lasse "nicht gerade das Allerbeste in Richtung ökonomischer Vernunft" erwarten.

Gerade jetzt verhandle etwa der Automobil-Hersteller MAN über einen Folgeauftrag für die geländegängigen Lkws, die für die britische Armee gefertigt werden - eine Produktion, die ohne die Eurofighter-Gegengeschäfte nicht nach Österreich gekommen wäre. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 06.10.2006)