Seit einem Jahr ist das Pilotprojekt "Help U", das sich aus Mitarbeitern der Drogenkoordination und der Wiener Linien zusammensetzt, mit markanten neonorangen Jacken unterwegs.

Foto: Standard/Heribert Corn
Wien – "100:1" sei die Situation am Karlsplatz heute im Vergleich zu vor ein paar Jahren, zieht der Wiener Drogenkoordinator Michael Dressel eine positive Bilanz über seine seit 2003 andauernde Amtszeit. Die Lage sei "wesentlich moderater", auch wenn insbesondere die U-Bahn-Passage noch immer Treffpunkt für Suchtkranke sei. Aber: "Immer weniger Personen halten sich immer kürzer dort auf."

Einen wesentlichen Beitrag dazu habe das Pilotprojekt "Help U" geleistet. Seit einem Jahr ist das aus Mitarbeitern der Drogenkoordination und der Wiener Linien zusammengesetzte Team mit den markanten neonorangen Jacken in der Passage unterwegs, um Streit zu schlichten, gegen offenes Dealen vorzugehen und zwischen aufgebrachten Passanten und Geschäftsleuten auf der einen und Obdachlosen und Suchtkranken auf der anderen Seite zu vermitteln. Nach Abschluss der Evaluation, welche Auswirkungen die Arbeit der Mediatoren tatsächlich hatte, soll demnächst die Entscheidung fallen, ob das von Wiener Linien und Stadt Wien kofinanzierte Projekt 2007 fortgesetzt und auf weitere Orte, wie etwa Bahnhöfe, ausgedehnt wird.

"Help U ist vom Karlsplatz nicht mehr wegzudenken," ist Dressel überzeugt, dass sich das Projekt bewährt hat. Seit September 2005 habe das siebenköpfige Team 20.000 Mal eingegriffen oder informiert, in 60 Prozent der Fälle auf Eingeninitiative, zu 40 Prozent auf Aufforderung. Im bereits ausgewerteten Zeitraum zwischen Jänner und März fiel fast die Hälfte der Kontakte auf Drogenkranke. In den meisten Fällen konnte mit Gesprächen oder Hinweisen geholfen werden, aber auch 81 Krisen und 41 medizinische Notfälle wurden in den drei Monaten registriert.

Für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl könne nur eine Kombination von Sozialarbeit, Polizei und baulichen Maßnahmen – wie die Umgestaltung des Resselparks und die Einrichtung eines "Help U"-Büros – sorgen, meint Dressel. In diesem Licht sei auch die Schutzzone rund um die Schule am Karlsplatz zu sehen, wo Betretungsverbote verhängt werden können. "So sinnvoll die Schutzzone für die Schule ist, so schwierig ist die Situation anderswo," weist Dressel im STANDARD-Gespräch auf die "Abwanderung der Szene Richtung Passage" hin. Das gleiche gelte für die Videoüberwachung: "Die ist nur so gut, wie die Polizei interveniert."

Insgesamt würden in Wien weniger Drogen auf der Straße und im U-Bahn-Bereich angeboten, erläutert der städtische Drogenkoordinator. Die U-Bahnlinien selbst bezeichnet er als "Rückgrat des Drogenhandels": "Da kann man leicht kommen und verschwinden."

Kameras offline

Daran wird auch die Videoüberwachung in den U-Bahn-Zügen nichts ändern, die kürzlich für einen weiteren zweijährigen Probebetrieb zugelassen wurde. Denn wie Wiener Linien-Sprecher Johann Ehrengruber auf Anfrage erklärte, werden keine Live-Bilder aus den Zügen übertragen. Vielmehr werden die Bilder in einem Aufzeichnungsgerät innerhalb des Fahrzeuges gespeichert. Nur im Anlassfall, also wenn bei der abendlichen Kontrolle Sachschäden festgestellt werden, wird das Gerät zur Sichtung abmontiert. Das sei seit Beginn der Überwachung vor einem Jahr "nur drei, vier Mal" passiert. Schließlich dienten die Kameras vor allem der Abschreckung und die Bilder als Beweismittel gegen Vandalen. (Karin Krichmayr, DER STANDARD - Printausgabe, 6. Oktober 2006)