Daraus erwachse Verantwortung, fügte das Staatsoberhaupt hinzu. Gefordert seien die muslimischen Gemeinden, "aber auch der Staat, die Medien, gesellschaftliche Kräfte wie die Kirchen". "Wir alle gemeinsam stehen vor der Aufgabe, muslimisches Leben in unserem Land als Teil des deutschen Alltags auch zu gestalten." Er sehe "bereits viele gute Ansätze", betonte Köhler. So gebe es "eine breite Allianz der Vernunft" dafür, den Sprachunterricht für Migranten so auszubauen, dass sie gute Bildungs- und Beschäftigungschancen hätten.
Vor allem die Deutschkenntnisse der Kindergarten- und der Schulkinder müssten "dringend verbessert" werden. Dies setze oft voraus, dass auch ihre Eltern Sprachunterricht nähmen. "Dafür brauchen wir beides: die Bereitschaft, nein die Entschlossenheit der Eltern, Deutsch zu lernen und mit ihren Kindern auch Deutsch zu sprechen - nicht nur Deutsch, aber eben auch Deutsch", betonte der Bundespräsident. Köhler verwies auch auf Pläne, islamische Religionsunterricht an den Schulen in deutscher Sprache zu erteilen. "Die ersten Modellprojekte laufen - möge solcher Unterricht schnell gute Normalität werden."
Das Staatsoberhaupt erinnerte zugleich daran, unter den in Deutschland lebenden Muslimen werde "noch viel zwischen türkischen, arabischen oder auch bosnischen Muslimen unterschieden". "Aber es gibt hier zu Lande längst einen Wandel in den Herzen, im Denken und im Lebensgefühl der Menschen muslimischen Glaubens." Das Spektrum ihres Selbstverständnisses reiche von "Muslim in Deutschland" über "in Deutschland geborener Muslim" und "Muslim mit deutschem Pass" bis zu "deutscher Muslim". Köhler äußerte den Wunsch, "dass am Ende möglichst viele der hier lebenden Frauen und Männer muslimischen Glaubens von sich sagen: 'Hier ist meine Heimat, diesem Land bin ich treu, nach seinen Gesetzen will ich leben - ich bin ein deutscher Muslim'".