Graz - Nachdem der steirische Soziallandesrat und LHStv. Kurt Flecker (S) den Vertrag mit dem obersteirischen Frauenhaus Kapfenberg auf Grund hoher Personalfluktuationen gekündigt hat, gab der Verein Frauenhäuser Steiermark am Donnerstag Auskunft über den Entlassungsgrund früherer Mitarbeiterinnen. Mitte September waren sechs Frauen gekündigt worden, die sich "illoyal" verhalten hätten, da sie in ihrer Dienstzeit an der Gründung einer neuen Trägerschaft gearbeitet hätten, so Vereinsgeschäftsführerin Angelika Ratswohl.

Die ehemaligen Mitarbeiterinnen hätten unter anderem auch ohne Wissen des Vereins einen Brief an das Land verfasst, da sie unter der derzeitigen Trägerschaft nicht mehr weiterarbeiten wollten und sich eine neue unter der Leitung einer ehemaligen Mitarbeiterin wünschten, so Ratswohl, die zu dem Thema auch am Donnerstag in Kapfenberg eine Pressekonferenz abhielt.

Daten gelöscht

"Wir haben in der letzten Woche auch eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Leoben eingebracht, da der Verdacht besteht, dass eine Mitarbeiterin Daten - die u. a. Betreuung, Abrechnungsprogramme und Konzepte betreffen - gelöscht hat", so die Geschäftsführerin. Einige der gelöschten Daten konnten wieder hergestellt werden, darunter fanden sich auch Vorbereitungen zur Gründung eines neuen Vereins und Mail-Kontakte zu ehemaligen Mitarbeiterinnen.

Unerwähnt und kurz

"Uns trifft das sehr hart, wir hatten immer ein offenes Arbeitsklima", erklärte Ratswohl. In der vergangenen Woche hatte man bei einer Prüfung durch die Fachabteilung für Sozialwesen sehr positiv abgeschlossen. Die "ausgezeichnete wirtschaftliche Gebarung des Vereins" sei schon im vergangenen Jahr durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer festgestellt worden, hieß es.

Enttäuscht zeigte sich die Geschäftsführerin davon, dass man vom Flecker-Büro nicht über den Brief der ehemaligen Mitarbeiterinnen informiert wurde und vom Verlauf des Termins am Dienstag, in dem der Soziallandesrat die Vertragskündigung mitteilte: Das Ganze hätte vielleicht acht Minuten gedauert, man hätte keine Möglichkeit gehabt zu reagieren, so Ratswohl.

Politikum

Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser zeigte sich in einer Aussendung über die Vorgänge betreffend das Frauenhaus Kapfenberg "schockiert". Die Einrichtung sei seit der Eröffnung im März 2005 ein "Politikum" gewesen, ein ungestörter Betrieb durch schwierige Auflagen des Landes kaum möglich. "Wenn sich die Politik so sehr einmischt, ist das anscheinend nicht förderlich", so Geschäftsführerin Maria Rösslhumer. (APA)