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AP Photo/Christof Stache
Der deutsche Technologiekonzern Siemens will die ausstehende Schlussrate für die Übertragung seiner Handysparte vorerst nicht an die Taiwaner BenQ überweisen. Die Summe von rund 100 Millionen Euro werde auf einem Treuhandkonto hinterlegt, sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld am Mittwoch vor Journalisten. BenQ-Insolvenzverwalter Martin Prager habe Siemens am Mittwoch mitgeteilt, die rechtliche Beziehung zwischen BenQ Mobile und dem taiwanesischen Mutterkonzern sei unklar, begründete Kleinfeld den Schritt. "Es ist im Innenverhältnis nicht klar, wem die 100-Millionen-Zahlung zusteht. Daran können wir nicht vorbeisehen."

In Raten

Eine im Oktober fällige Rate über rund 50 Millionen Euro werde allerdings wie vorgesehen an die deutsche BenQ Mobile bezahlt. "Wir gehen davon aus, dass diese Summe den Mitarbeitern zugute kommt", sagte Kleinfeld. Siemens werde auch alle Lieferungen und Leistungen an die frühere Handysparte weiter erbringen und nicht - wie im Insolvenzfall sonst üblich - nur noch gegen Bargeld liefern. Die Siemens-IT-Sparte SBS werde auch weiterhin das Computernetz der deutschen BenQ betreiben.

Stellenbörse

Für die rund 3000 von der Pleite betroffenen Mitarbeitern will Siemens eine Stellenbörse einrichten, über sie sich bevorzugt auf die 2000 offenen Siemens-Stellen in Deutschland bewerben können. Zuvor müsse der Insolvenzverwalter den Konzern allerdings von einem Abwerbeverbot befreien, das Siemens bei der Abgabe seines Handygeschäfts eingegangen war, sagte Kleinfeld. Prager prüfe gerade die Entbindung von dieser Verpflichtung.

Auffangsgesellschaft

Kleinfeld betonte, Siemens habe mit Auffanggesellschaften in der Vergangenheit gute Erfahrungen gesammelt. Sollte es zu so einer Lösung kommen, werde der Konzern auch den geplanten Hilfsfonds über 35 Millionen Euro dort einbringen.

Die Siemens-Spitze bekräftigte erneut, beim Verkauf der Sparte habe der Konzern nur von guten Absichten der Asiaten ausgehen können. So habe sich BenQ etwa verpflichtet, den Standort Kamp-Lintfort langfristig zu erhalten und sogar noch auszubauen. In diesem Glauben habe Siemens zugesagt, insgesamt 413 Millionen Euro in die Sparte zu stecken.

Abgemacht

In der vorletzten Woche habe BenQ schließlich darum gebeten, die noch ausstehenden Raten früher zu bezahlen, sagte Finanzchef Joe Kaeser. Beide Unternehmen hätten sich zunächst geeinigt, doch die Taiwaner hätten die gesamte Summe entgegen der Vereinbarung nach Taipeh erhalten wollen. "Da haben wir gesagt: Nein, wir halten uns an die Abmachung. Danach haben wir nichts mehr gehört", sagte Kaeser. Seit der Pleite sei die BenQ-Spitze auf Tauchstation, sagte Kleinfeld.

Die Schlagzeilen der vergangenen Tage halten Kleinfeld und Kaeser für unberechtigt. Siemens habe zum Ende des Geschäftsjahres 2005/06 netto rund 6000 Mitarbeiter mehr als vor Jahresfrist. "Sieht denn so ein Jobvernichter aus?", fragte Kaeser. (apa/reuters)