Deshalb stellt sich die Frage nach dem erstaunlichen Reiz und Erfolg mechanischer Chronographen in den zurückliegenden zehn bis fünfzehn Jahren. Jack W. Heuer hat sie einmal als treffliche Objekte zum Spielen und zur Gesprächsanbahnung bezeichnet. Wegen ihrer Drücker im Gehäuserand sowie der Vielzahl an Zeigern und Nebenzifferblättern verfügen Chronographen im Allgemeinen über das, was man als starke Optik bezeichnen kann. Dank des mittlerweile 33 Jahre alten Bestsellers Eta 7750 gibt es selbst aufziehende Chronographenkunst überdies zu allgemein erschwinglichen Preisen.
Stern am Chronographenhimmel
Dennoch hat die Uhrenindustrie in den vergangenen Jahren viel Geld und noch mehr Kreativität in die Entwicklung neuer, exklusiver Uhrwerke mit Stoppfunktion investiert. Das Erstaunliche daran: Die überlieferte Mechanik konnte immer wieder optimiert, modifiziert und durch neue Funktionen ergänzt werden. Das der Zenith dabei noch nicht erreicht wurde, belegt der allerneueste Stern am Chronographenhimmel. Zum Glänzen brachte ihn L.U.C, die Manufacture Chopard anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens. Gut 16.000 Arbeitsstunden an Forschungs- und Entwicklungsarbeit liegen hinter dem Anfang April 2005 gestarteten Projekt. 25 Mitarbeiter unterschiedlichster beruflicher Qualifikation setzte Karl-Friedrich Scheufele für das Uhrwerk namens "L.U.C 10 CF" ein. Noch einen Chronographen wollte Chopards Co-Präsident indessen nicht. Daher musste alles rund um den Chronographen auf den Prüfstand. Die Tradition lieferte Anhaltspunkte fürs Pflichtprogramm, aber die Kür bestand im Verlassen eingetretener Pfade. Zum Muss bei hochwertigen Chronographen gehört das so genannte Schaltrad, jenes kleine Bauteil, das die verschiedenen Funktionen steuert. Ein simpler Schaltnocken wäre deutlich kostengünstiger gewesen. Mit der Folge verächtlichen Naserümpfens anspruchsvoller Puristen.
Bei dem, was Uhr- und Chronographenwerk fallweise miteinander verbindet, kennt die Uhrmacherei drei verschiedene Systeme. Das älteste davon besteht in der Aneinanderreihung dreier Zahnräder. Eines, das Kupplungsrad, lässt sich wegschwenken, wodurch die Kette unterbrochen wird. Besagtes Kaliber Eta 7750 verwendet einen Schwingtrieb, dessen Erfindung auf Edouard, den Großvater Jack W. Heuers zurückgeht. Dritte im Bunde ist die Reibungskupplung. Sie arbeitet vertikal und schlupffrei, verschlingt kaum zusätzliche Energie, dafür aber etwas mehr an Höhe. Wegbereiter war Frédéric Piguet beim Automatikkaliber 1185 von 1987. Ab 2000 setzten Rolex, Jaeger-LeCoultre, Patek Philippe und nun auch L.U.C auf die kaum sichtbare, aber effiziente Variante.
Patent: Planetenrad-Getriebe
Nachdem diese Kupplung die Amplitude der "Variner"-Unruh und ihrer frei mit vier Hertz (28.800 A/h) oszillierenden Flachspirale nicht beeinträchtigt, kann der Chronograph immer eingeschaltet bleiben und per Flyback-Drücker bei der "4" gestartet werden.
In diesem Fall schnellen der Chronographen- und die Zählzeiger für Minuten und Stunden erst einmal in die Senkrechte. Zu diesem Zweck hat Adolphe Nicole schon 1844 eine Kombination aus Nullstellherzen und -hebeln erfunden. Den Selbstaufzug besorgt ein Rotor mit wartungsfreiem Keramikkugellager. Ein gleichfalls zum Patent angemeldetes Planetenrad-Getriebe leitet seine Bewegungen weitestgehend verlustfrei an die Zugfeder weiter. Das durchdachte Ruvre ist 28,80 mm groß, 7,60 mm hoch, besitzt 45 funktionale Steine und ein halbspringendes Fensterdatum mit Schnellkorrektur über die Krone.