Tiffanys neuer Flagship-Store in Wien

Foto: Tiffany & Co
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In Tiffanys New Yorker Flagship-Store auf der 5th Avenue, Ecke 57te Straße, gibt es auch heute keine Rabatte

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So bestimmte es bereits Firmengründer Charles Louis Tiffany

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Spätestens seit Audrey Hepburn 1961 als entzückende Holly Golightly zum Frühstück bei Tiffany's ging, gehört der Stop vor dem legendären Flagship-Store der New Yorker Schmuck- und Juwelen-Institution an der 5th Avenue, Ecke 57. Straße - übrigens eines der teuersten Geschäfte der Welt - zum Touristen-Dasein wie das Empire State.

"Tiffany & Co ist längst Synonym für die 5th Avenue, nicht nur für Touristen, auch für viele Filmmacher. Aber die Auflagen, hier zu drehen, sind sehr streng", erklärt Vize-Präsidentin Beth O. Canavan. Erst vier Filme wurden tatsächlich in den geheiligten Hallen gedreht.

Die Geschichte des Traditionsunternehmens selbst ist weniger bekannt - dabei ist sie so etwas wie ein amerikanisches Musterbeispiel für erfolgreiche Unternehmenspolitik und setzte Maßstäbe, wie etwa die Einführung des Sterling-Silber Standards in Amerika oder die so genannte Krappenfassung, bei der der Diamant über die Ringschiene emporgehoben wird.

Doch vornehme Zurückhaltung und Diskretion gehören zum Geschäft des börsenotierten Unternehmens, das im ersten Halbjahr 2006 einem Umsatz von immerhin 1,114 Milliarden US-Dollar aufwies (was einer Steigerung von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr gleichkommt).

"fancy goods"

Dimensionen, an die Charles Louis Tiffany wohl kaum zu denken gewagt hat, als er am 18. September 1837 gemeinsam mit seinem Schulfreund John B. Young einen Shop für "fancy goods" am Broadway Nr. 259 eröffnete und mit einem Sortiment aus Seifen, Briefpapier, Bürobedarf, Sonnenschirmen und "Neuigkeiten" aus Europa immerhin Tageseinnahmen in Höhe von 4,98 Dollar verzeichnen konnte.

Doch Charles Tiffany hatte Visionen, und so führte er mit der Eröffnung auch gleich eine neue, für ein Warenhaus revolutionäre Verkaufspolitik ein. Die Preise waren nämlich, anders als zu der Zeit üblich, nicht verhandelbar. Eine Tatsache, die sogleich für Schlagzeilen im ganzen Land sorgte. Die Juwelen kamen erst fünf Jahre später ins Sortiment - und entwickelten sich im nach Luxus dürstenden New York Mitte des 19. Jahrhunderts schnell zum Renner. "Charles Louis Tiffany war nicht nur ein begnadeter Geschäftsmann, er hatte auch ein unheimliches Gespür dafür, was Leute wollten, bevor sie es selbst wussten", erklärt Annamarie Sandecki, Direktorin des Tiffany Archivs.

Den Grundstein des Schmuckimperiums legte Tiffany mit dem Erwerb von Juwelen französischer Aristokraten, die vor politischen Tumulten flüchteten. Tiffany stieg zum führenden Juwelier in den USA auf, und Charles Tiffany wurde zum "König der Diamanten". "Beim Tiffany-Schliff steht seit jeher die Brillanz im Vordergrund und nicht die Größe des Steins, wie bei den meisten anderen Juwelieren", ist Chef-Gemmologe Melvyn Kritley stolz. Imposantestes Beispiel: der Tiffany Diamond, der reinste gelbe Diamant, den Charles Tiffany 1878 für die damals unglaubliche Summe von 18.000 US-Dollar erstand. Der komplizierte Schliff mit 82 Facetten dauerte über ein Jahr, und der Gemmologe George Frederick Kunz wurde eigens dafür eingestellt.

Frühstück bei Tiffany's

Die Öffentlichkeit bekommt dieses Schmuckstück nur selten zu Gesicht - getragen wurde es zwei Mal: 1957 von Mrs. Mary Whitehouse, als Vorsitzende des Tiffany Balls und von Audrey Hepburn, die damit 1961 für die berühmten "Frühstück bei Tiffany's" Fotos posierte.

Dass die Tücken der neuen Märkte auch vor dem Traditionshaus nicht Halt machen, musste Tiffany 2004 erfahren, als es Klage gegen eBay wegen auf der Tauschbörse erhältlicher gefälschter Tiffany-Schmuckstücke erhob. Tiffany bekam Recht und erhielt 600.000 Dollar Schadenersatz. Ein Klacks, wenn man bedenkt, dass der Tiffany Diamond am 17. November 1972 in einem Inserat auf Seite 3 der New York Times für 5 Millionen Dollar zum Verkauf angeboten wurde - für exakt 24 Stunden. Ob und wie viele Interessenten es gab, ist nicht bekannt. Der Stein ist nämlich ohnehin unverkäuflich. (Tina Preschitz/Der Standard/Rondo/06/10/2006)