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Das Gute zuerst: Die Wahl geht weiter. Ab heute haben die Österreicher in Sachen Eurhythmie, Ästhetik und Menschenveredelung wieder ein Wörtchen mitzureden: Starmania ist wieder da! An die 3000 Mitbürger, die offenbar an der schweren Persönlichkeitsstörung leiden, dass sie diesem Land respektive der ganzen Welt etwas zu geben hätten, bewarben sich bei der Kulturfirma ORF, um wöchentlich wieder völlig stil- und schamfrei vor Fernsehpublikum zu degenerieren. Und ganze 18 Spezimina wurden final erkoren, unter der Moderation des zähnebleckenden Mitgefühls Arabella Kiesbauer alte Bringer wie "Living Next Door to Alice" oder "The winner takes it all" runterzubörken.

Das heißt endlich Kultur, für die der ös-terreichische Steuerzahler nicht in den Säckel greifen muss wie bei dem Schwein-kram, der sich sonst "Moderne Kunst" nennt. Hier werden große musikalische Talente demokratisch, und zwar per "Televoting" oder SMS ermittelt. Dafür kostet der Anruf nicht, wie sonst überall immer propagiert, Nichts-in-alle-Netze, son-dern - zur großen Verwunderung bei der Abrechnung - richtig Asche. Star Tschug-gi Tschuggnall auf seinem "Flügel unplugged" konnte vor drei Jahren mit "Tears of Happiness" über drei Millionen Stimmen auf sich vereinen und derart allerhand heimische Arbeitsplätze sichern.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es bei der einen oder anderen dieser Jahrhundertbegabungen mit der Weltkarriere dann doch nicht klappt (immerhin wird Juror Markus Spiegel "hart, aber gerecht zu den jungen Talenten sein"), soll hier anlässlich der Frankfurter Buchmesse darauf hingewiesen werden, dass Lesen auch irgendwie cool ist. Zumal "Die Glücksforscher Dr. Michael Schmitz, Psy-chologe, und seine Frau Dr. Margot, Psychiaterin, Eltern von ,Silberfisch' Markus Rogan" in ihrem brandneuen Werk "Seelennahrung" um 19,95 € "viele Menschen ermutigen, ihr persönliches Glück zu suchen und zu finden." (Una Wiener/Der Standard/Rondo/06/10/2006)