Wien - Am Tag drei nach der Wahl hatte sich in der Hofburg das blau-grün-orange Trio angesagt, um Bundespräsident Heinz Fischer - natürlich getrennt voneinander - Bericht zu erstatten über die jeweiligen Vorstellungen, wie es denn nun weitergehen soll nach der Wahl.

Als Erster kam auch der Noch-Erste der "Kleinen" (vor der Wahlkartenauszählung): FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Mit einem präsidialen "Guten Morgen" wurde der FP-Chef zu einem 40-minütigen Gespräch hinter die rote Tapetentür geführt. Danach gab Strache zu Protokoll, dass er eine blaue Regierungsbeteiligung nicht ausschließe. Aber dazu müsste er erst einmal Gesprächsangebote bekommen, die er bis jetzt nicht habe. Inhaltliche Überschneidungen gebe es mit der SPÖ (in Sozial- und Gesundheitsfragen) und mit der ÖVP (in Wirtschaftsfragen). Mit dem orangen FP-Ableger BZÖ ist für den FPÖ-Chef dezidiert "keine Koalition" vorstellbar.

Betont amikal ging es zwischen dem Präsidenten und Grünen-Chef Alexander Van der Bellen zu. "Grüß dich", sagte Fischer zu Van der Bellen, mit dem ihn seit Längerem das Du-Wort verbindet. "Bitte komm weiter" und erzähl mir deine Sicht der Dinge, lautete die weitere Dramaturgieanweisung für diesen Tag. Ebenfalls nach 40 Minuten war dieses Treffen absolviert. Danach meinte Van der Bellen, "ich hoffe, dass niemand auf die Idee kommt, mit Strache und seiner Truppe eine Koalition einzugehen". Die Grünen würden unter gar keinen Umständen eine Koalition stützen, die dann ja auch auf Stimmen von FPÖ oder BZÖ angewiesen wäre: "Mit Haider, Westenthaler, Strache? Nein!", betonte der Grünen-Chef. Dieses grüne Nein zur Zusammenarbeit mit Blau und Orange bedeute aber nicht notwendigerweise eine große Koalition. Es wäre ja auch eine Minderheitsregierung einer der beiden Großparteien unter Duldung der jeweils anderen Partei denkbar.

Als Dritter beendete derjenige Parteichef den Besucherreigen, mit dem die beiden anderen nicht zusammenarbeiten wollen: BZÖ-Chef Peter Westenthaler wurde von Fischer nach 30 Minuten wieder verabschiedet. Er bereitet sich zwar auf Opposition vor, ist aber, "wenn man uns einlädt", auch bereit für Gespräche, mit denen sich eine große Koalition oder Neuwahlen verhindern lassen. Er fügte aber hinzu, dass eine "Dreierkoalition in Europa nicht abwegig" sei. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD, Printausgabe, 5.10.2006)