Berlin - Die Airbus-Turbulenzen und Spekulationen, Airbus könnte die Produktion des A380 gänzlich an den Firmensitz Toulouse verlagern, sorgen auch in Deutschland für Unruhe. Die Regierung fürchtet, dass Deutschland die geplanten Kürzungen zu spüren bekommen wird, konkret in Hamburg, wo knapp 12.000 Menschen beschäftigt sind. In der Hansestadt werden wesentliche Teile des größten Passagierflugzeugs der Welt hergestellt, die Stadt Hamburg hat 650 Millionen Euro investiert, um Airbus anzubinden.

Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) will am Donnerstag beim Treffen mit Airbus-Chef Christian Streiff eine gerechte Verteilung der geplanten Einschnitte anmahnen und ihm klar machen, dass Airbus seine Zusagen für die Produktion des A380 an Deutschland einhalten müsse. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) warnt ebenfalls, das europäische Gleichgewicht dürfe sich weder bei der Wertschöpfung noch bei den Arbeitsplätzen zu Lasten Deutschlands verschieben. In Berlin gibt es nun Überlegungen, die staatliche Förderbank KfW könne beim Airbus-Mutterkonzern EADS einsteigen und Anteile vom Automobilhersteller DaimlerChrysler übernehmen. Der EADS-Miteigentümer hat sein Aktienpaket schon von 30 auf derzeit 22,5 reduziert und will mittelfristig nur noch 15 Prozent an der EADS halten.

Die KfW könnte den Kauf mit Erlösen aus dem Verkauf von Anteilen an der Deutschen Post und der Telekom finanzieren. Offenbar möchte die Bundesregierung in Berlin so den deutschen Einfluss sichern. Eine Initiative von Glos für einen Einstieg deutscher Konzerne bei Airbus scheiterte erst kürzlich, als erste Probleme mit dem A380 bekannt wurden. (Birgit Baumann, Berlin, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.10.2006)