Innsbruck/Wien – Schon zum 8. Mal findet seit Sonntag die jährliche "Ganghofer-Hubertuswoche" in der kleinen Tiroler Gemeinde Leutasch (Bezirk Innsbruck-Land) statt, verrät die Homepage des Tourismusortes. "Jeder, der sich irgendwie für die Jagd und was damit zusammenhängt interessiert, wird in dieser Herbstwoche auf seine Kosten kommen" verspricht man dort. Ein Colliemischling namens "Prinz", Hund eines Landwirtes aus dem Gebirgstal, bekommt von dem Trubel nichts mehr mit: Er wurde am Samstagnachmittag unter ungewöhnlichen Umständen von einem Jäger erschossen.

Schon am Morgen soll das Tier eine Gams gewildert haben, schildert der Tiroler Landesjägermeister Paul Steixner dem Standard die Darstellung des Schützen. "Dann hat er es tagsüber noch einmal in seinem Revier gesehen und schließlich am Nachmittag in Begleitung der beiden jungen Männer."

Hund zwei Männern abgenommen und danach erschossen

Die haben nämlich einer Wandererin, der der 13 Jahre alte Hund zugelaufen war, angeboten, das Tier mit ins Tal zu nehmen. Beim Abstieg begegneten sie dann dem 54-jährigem Jagdpächter. Der ihnen das frei laufende Tier abnahm, anleinte und ging. Ob er es dann tatsächlich an einen Baum angebunden hat, ehe er schoss, ist noch nicht unklar.

Gefunden wurde der Kadaver am Montag, der Besitzer erstattete bei der Polizei auch Anzeige. „Wir ermitteln derzeit wegen Sachbeschädigung und Verstößen gegen das Jagdgesetz“, erläutert Polizeiinspektionskommandant Peter Tenhalter. Den Aussagen von Landesjägermeister Steixner zufolge hat der Jäger die Tötung bereits gestanden.

"Klares Fehlverhalten"

"Angeblich soll der Hund immer wieder gewildert haben. Für uns ist der Vorfall aber natürlich trotzdem ein klares Fehlverhalten, das wohl nur aus einer Kurzschlusshandlung entstanden sein kann", beteuert Steixner. Neben den staatlichen Strafen droht dem Schützen daher auch ein internes Disziplinarverfahren, das in Tirol mit bis zu dreijährigem Jagdverbot enden kann. Hätte der Mann den Hund beim Wildern "auf frischer Tat" getötet, wäre er im Recht gewesen, betont der Landesjägermeister. Oft komme so etwas in Tirol aber nicht vor, "vielleicht fünf Mal im Jahr". Der Schaden sei aber gebietsweise beträchtlich, jährlich werden hunderte Wildtiere von Hunden gerissen.

Als Schießwütige, die tierische Konkurrenz eliminieren, will naturgemäß auch die "Zentralstelle Österreichischer Landesjagverbände" die Jäger nicht sehen. Das übliche Prozedere, wenn es Probleme mit einem Hund gibt, sei, die Besitzer auch mehrmals darauf anzusprechen, betont Pressesprecher Hans-Friedemann Zedka. Wie viele Haustiere jährlich erschossen werden, kann er aber nicht sagen: "Darüber führen wir keine Statistik, man müsste bei jeder Bezirkshauptmannschaft einzeln nachfragen, dort müssen die Fälle gemeldet werden." An eine allzu hohe österreichweite Dunkelziffer glaubt Zedka jedoch nicht. Allerdings: Bei der Polizei Seefeld, die auch den aktuellen Fall bearbeitet, heißt es, es komme "immer wieder vor", dass Hunde erschossen werden. Meistens seien es aber Tiere Einheimischer. Touristentieren gegenüber scheint man nachsichtiger zu sein. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.10.2006)