Kleinaktionärs­vertreter Wilhelm Rasinger.

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Wien - Bei den Aktionären der Austrian Airlines (AUA) haben die angekündigten Kapitalmaßnahmen und Einsparungen vorerst für wenig Begeisterung gesorgt. Die Aktie verlor nach deutlichen Kursgewinnen in den vergangenen Tagen am Dienstag zwischenzeitlich rund 6 Prozent. Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger zeigte sich "entsetzt und enttäuscht" über die Maßnahme. Was fehle, sei eine klare Zukunftsstrategie für die AUA.

"Nur Geld einzusammeln, um vergangene und künftige Verluste abzudecken, und teure Investmentbanken zu beschäftigen finde ich daneben. Jeder, der derzeit noch an der AUA beteiligt ist, ist irrational loyal", sagte Rasinger zur APA. Dass AUA-Chef nun gegen den Willen der Belegschaft Sparmaßnahmen durchsetzen will, sei "ein Grund mehr, sich an der Kapitalerhöhung nicht zu beteiligen". Notwendig sei ein Konzept für eine "AUA 2010", das mit dem Betriebsrat abgestimmt sei. Erst wenn der "soziale Frieden" im Unternehmen sichergestellt sei, sei eine Beteiligung für Aktionäre sinnvoll.

Beteiligungsabsichten

Die jüngst geäußerten Beteiligungsabsichten heimischer Industrieunternehmen an der AUA hält Rasinger in diesem Lichte für "höchst problematisch, weil nicht klar ist, ob das Geld nicht perdu ist". Wienerberger etwa, wo Rasinger im Aufsichtsrat sitzt, sei schließlich "keine Caritas für Not leidende nationale Carrier".

Unter den Analysten der Banken war die Meinung am Dienstag geteilt. Für das Unternehmen sei das frische Kapital gut, für die alte Aktionäre aber bedeute die Kapitalerhöhung in erster Linie eine Verwässerung ihres Anteils. "Ich rechne nicht damit, dass der Aktienpreis bei 7 Euro bleiben wird, wenn es in Zukunft mehr als doppelt so viele Aktien am Markt gibt", sagte Vera Sutedja, Analystin der Erste Bank, zur APA.

Geteilte Meinung

Die Erste Bank rechnet damit, dass die AUA-Aktie weiter fallen wird und empfiehlt den bisherigen Aktionären daher, die Aktie zu verkaufen ("reduce"). Die Kurserwartung der Erste Bank für die AUA liegt derzeit bei 6 Euro. Diese Einschätzung von Ende Juli behält die Erste vorerst bei. Profitieren könnten davon umgekehrt neue AUA-Aktionäre, die im Rahmen der Kapitalerhöhung relativ günstig zuschlagen könnten. "Viele könnten die Gelegenheit nützen", so Sutedja.

Auch die Deutsche Bank bleibt derzeit bei ihrer Empfehlung. Sie rät dazu, bestehende AUA-Aktien zu halten ("neutral") und sieht das Kursziel bei 7,50 Euro. Deutsche Bank-Analyst Roland Neuwirth erklärte, ein Kapitalschnitt sei grundsätzlich "nicht so negativ". Bei Fluglinien in den USA seien Kapitalschnitte gang und gebe. Häufig sei dies der Wendepunkt in der Kursentwicklung.

Auch die Verwässerung der Anteile durch Kapitalerhöhungen müssen nicht zwingend zu Kursverlusten führen. Investoren bewerteten Fluglinien meist nach dem Unternehmenswert ("Enterprise-Value"), der sich aus Nettoverschuldung und Marktkapitalisierung zusammensetze. Weil die Nettoverschuldung durch das frische Kapital reduziert werde, ergebe sich dabei eine Nullrechnung. Außerdem werde durch mehr Aktien in der Regel die Liquidität von Papieren verbessert, so Neuwirth.

Im Aufwind

Generell sind laut dem Deutsche Bank-Analyst die Aktien der großen europäischen Fluglinien wie Lufthansa und Air France KLM nicht zuletzt wegen der sinkenden Ölpreise in den vergangenen Wochen im Aufwind gewesen. Langsam würden auch kleinere Airlines wie Iberia nachziehen. Fluglinien könnten daher als Investment wieder interessant werden, meint er.

Die Raiffeisen Centrobank (RCB) hatte am Vortag ihre Anlageanlageempfehlung für die AUA-Titel von "Hold" auf "Buy" nach oben gesetzt. Das Kursziel wurde von 7,10 Euro auf 8,50 Euro ebenfalls angehoben. (APA)