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Foto: APA/Gindl
Wien - Von der Kulturpolitik einer neuen Regierung wünscht sich Marlene Streeruwitz "die Anpassung der Rahmenbedingungen an das Kunst- und Literaturschaffen. Das bedeutet, dass auf die spezifischen Arbeitsbedingungen kreativ schöpferischen Tuns eingegangen wird und nicht die Maßstäbe eines industriellen Gewerbebetriebs angelegt werden", meinte die Autorin. "Die 'Künstlerinnen oder Autorinnen Ich-AGs' als Unternehmen zu behandeln bedeutet die staatliche Zerstörung von Kunstarbeit. Es würde im übrigen genügen, die Künstlerinnen und Autorinnen den Sportlern gleichzustellen."

"In den letzten sechs Jahren entstand durch eine Austerity-Politik der Politiker gegenüber den Vertretenen eine neue Unerreichbarkeit der Politik für Kritik", so Streeruwitz, "Das liegt am klerikofaschistischen Erbe der ÖVP, das als einzige christlich motivierte Maßnahme die Auslöschung der Errungenschaften des 18. Jahrhunderts vorsieht und damit die Forderungen der Dollfuß'schen Trabrennplatzrede erfüllt und dies in der überschießenden Förderung von Festspielen zum Ausdruck bringt. Kunst und Literatur müssen wieder in ihrer Aufgabe gesehen werden, die Suche nach den gesellschaftlichen Wahrheiten des Jetzt zu betreiben."

Kultur, Festspiele und Tourismus

Konkret müssten "dezentrale künstlerische Projekte und die Förderung der Produktion von neuen Texten in allen Künsten und der Literatur (...) Vorrang vor den musealen Selbstvergewisserungen der Repräsentationskultur haben. Festspiele gehören allenfalls in den Bereich des Wirtschaftsministeriums als touristische Fördermaßnahmen, da sie mit Kunst oder Literatur nichts zu tun haben."

Zu der losgebrochenen Diskussion um die Schaffung eines Kulturministeriums betonte Streeruwitz: "Eine Ministerkompetenz zu Kunst und Kultur würde diesem Bereich wieder die Geltung verschaffen, die er als 'Chefsache' nun unter wem auch immer vollkommen verloren hatte. Selbstverständlich setzte ein solches Ministerium nicht nur Kompetenzen für diesen Bereich voraus, sondern auch eine kompetente Person."

"Zerstörung der letzten sechs Jahre"

Auch die Förderung neuer Medien sei wichtig. "Da war die Sozialdemokratie zum Beispiel bei public netbase ablehnend. Darin liegt ja die Zerstörung der letzten sechs Jahre, dass ein hegemoniales Selbstverständnis, das sich in der Repräsentationskunst der Festspiele und Museen und Mega-Ausstellungen gerne selber spiegelte, wie es die Ministerin Gehrer vertreten hat, eine quasi feudale Innenwelt der Mächtigen geschaffen hat, in der sich alle einander ihrer selbst bestätigen und vom Außen der Demokratie abgeschottet sich wohlfühlen können. Die Mächtigen nahmen die Einrichtungen der Monarchie in Besitz, ohne die Verantwortung dafür tragen zu wollen. Die Privatisierung hat diese Einrichtungen erst richtig dem Zugriff der Mächtigen bereitgestellt und die Politiker verwandelten sich von politisch Verantwortlichen zu Sponsoren, die die staatlichen Mittel für ihre privaten Vorstellungen einsetzen konnten." (APA)