Berlin - Patienten mit Gelenkrheuma kann bald besser geholfen werden: Düsseldorfer Forscher haben eine neue Therapiemöglichkeit entdeckt, teilten sie auf dem am Montag eröffneten fünftägigen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin mit. Die neuen Helfer gegen Gelenkrheuma heißen Exosomen und sind winzig, etwa 1.000 Mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares.

Lernen im Gelenk

In der klinischen Anwendung habe sich die Therapie mit Exosomen als machbar und sicher erwiesen, sagte Arbeitskreisleiter Peter Wehling. Bei Gelenkrheuma, der chronischen Entzündung der Gelenke, greifen Immunzellen fälschlicherweise die eigenen Gelenkzellen an und zerstören somit das Gelenk. "Durch Exosomen lernt das Immunsystem, eigene Zellen als eigen und fremde Zellen als fremd zu erkennen", sagte Wehling. Sie haben zudem eine stark entzündungs- und schmerzhemmende Wirkung.

Bei zwei Drittel rasche Wirkung

66 Patienten hat der Düsseldorfer Orthopäde nach eigenen Angaben mittlerweile mit Exosomen behandelt. Ihnen wurden die Mikroteilchen in das rheumatische Gelenk injiziert. "Wir haben bei zwei Drittel der Patienten rasche und deutliche Besserungen beobachtet", sagte Wehling. Die Linderung habe durchschnittlich drei bis sechs Monate angehalten. Der Gelenkschmerz sei geringer geworden, Gelenkschwellungen und Entzündungswerte seien zurück gegangen und die Blutsenkung habe sich normalisiert.

Einsatzgebiete

"In bestimmten Fällen kann sie als sehr wirksame Therapie eingesetzt werden", erläuterte Wehling. Insbesondere wenn die Basistherapie, etwa mit Kortison, nicht ausreiche, könne die Exosomen-Therapie die Behandlungsmethoden ergänzen. Künftig könnten Exosomen auch zur Behandlung anderer Immunerkrankungen eingesetzt werden, wie Multiple Sklerose, Neurodermitis und Allergien.

Rund zwei Millionen Menschen leiden in Österreich an Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates, zumeist Rheuma. In Europa gibt es rund 100 Millionen Betroffene. (APA/AP)