Paris - Im Streit um das iranische Atomprogramm hat Teheran eine Urananreicherung unter französischer Kontrolle vorgeschlagen. Der stellvertretende Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Mohammad Saidi, sagte dem französischen Radiosender France-Info am Dienstag, Frankreich solle ein "Konsortium für die Produktion von angereichertem Uran im Iran" gründen. So könne Frankreich über die Nuklearunternehmen Eurodif und Areva die iranischen Aktivitäten zur Anreicherung kontrollieren.

Ein Sprecher des französischen Außenministeriums wollte sich nicht zu dem Vorschlag äußern. Charles Hufnagel vom staatlichen Atomunternehmen Areva zeigte sich überrascht. Das Unternehmen sei nicht an Verhandlungen über die Gründung eines solchen Konsortiums beteiligt, sagte Hufnagel. Eurodif ist eine Sparte von Areva, die in den 70er Jahren mit Unterstützung aus Belgien, Spanien, Italien und dem Iran gegründet wurde. Nach der iranischen Revolution 1979 wurde die Beteiligung Teherans reduziert. Derzeit halte der Iran über ein französisch-iranisches Unternehmen einen Anteil von elf Prozent an Eurodif, sagte Hufnagel.

Ahmadinejad will Atomprogramm ausweiten

Allen internationalen Vermittlungsbemühungen zum Trotz kündigte der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad eine Ausweitung des Programms zur Anreicherung von Uran an. Ziel sei die Produktion von Kernbrennstoff für die Stromgewinnung, sagte Ahmadinejad vor Professoren der Universität Teheran. "Anschuldigungen der Vereinigten Staaten, wonach der Iran nach Atomwaffen strebt, sind eine große Lüge", bekräftigte er am Sonntagabend in einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Ansprache. Er hoffe, dass der Iran bis zu 100.000 Zentrifugen zur Uran-Anreicherung installieren könne. Ahmadinejad nannte dafür keinen zeitlichen Rahmen, doch könnte dies einige Jahre in Anspruch nehmen.

Die internationale Staatengemeinschaft sucht zurzeit nach einer gemeinsamen Haltung im Konflikt mit dem Iran, nachdem die Regierung eine Frist des UNO-Sicherheitsrats zur Einstellung der Urananreicherung verstreichen ließ. Gespräche zwischen dem EU-Chefdiplomaten Javier Solana und dem iranischen Atomunterhändler Ali Larijani blieben bisher ohne Ergebnis.

Solana: Kooperation mit Frankreich nur Teil einer Lösung

Eine Kooperation des Iran mit Frankreich bei der Urananreicherung kann nach den Worten von EU-Chefdiplomat Javier Solana nur Teil einer internationalen Verhandlungslösung für den iranischen Atom-Konflikt sein. Darauf wies Solana am Dienstag am Rande eines Treffens der EU-Verteidigungsminister im nordfinnischen Kittilä hin.

"Es handelt sich hier nicht um eine separate französisch-iranische Initiative", sagte Solana. Er habe am Montagabend mit dem iranischen Unterhändler Ali Larijani telefoniert, berichtete der EU-Chefdiplomat. Das Gespräch sei konstruktiv gewesen. Konkrete Verabredungen seien nicht getroffen worden. Solana hatte den Iran zuvor aufgefordert, "sich endlich zu bewegen und nicht auf Zeit zu spielen". (APA/AP/dpa)