Kärnten ist anders. Das hat sich auch diesmal bestätigt. Jörg Haiders Kärntner BZÖ, das unter der Bezeichnung "Die Freiheitlichen in Kärnten" angetreten war, schaffte mit 25,4 Prozent Platz zwei und zerbröselte die ÖVP (20,9). Jörg Haider, der die Nationalratswahl zu einer Kärntner Schicksalswahl umfunktioniert hatte, ist in Kärnten nun wieder deutlich gestärkt. Allerdings muss das Wahlergebnis, das nur mit einer ungeheuren Materialschlacht und dem Totaleinsatz Haiders gewonnen wurde, auch relativiert werden. Denn sein Ziel, ein Kärntner Grundmandat, hat er knapp nicht erreicht. Im Wahlkreis Ost, wo Haider seinen erbitterten Ortstafel-Wahlkampf führte, fehlten nur 122 Stimmen.

Die völlige Zuspitzung des Wahlkampfs auf seine Person zeigt aber auch, dass Haider gegenüber der Landtagswahl 2004, wo er knapp über 42 Prozent erreichte, fast ein Drittel Wählerstimmen verloren hat. Nicht einmal mit der FPÖ ginge sich Platz eins heute aus. Die SPÖ liegt mit 35,8 Prozent unangefochten vorne.

Deshalb scheint das Kärntner Neuwahl-Getöse wohl eher als Imponiergehabe von Rot und Orange. Dass Haider, ohne dessen BZÖ-Stimmen die Auflösung des Landtages nicht möglich ist, bald wählen lässt, ist unwahrscheinlich. Neuwahlen würden Wähler verärgern und viel Geld kosten, das keine Partei derzeit hat. VP-Chef Martinz hat nicht ausgeschlossen, dass es für das Budget 2007 Unterstützung von der ÖVP geben könnte. Falls der Preis stimmt. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.10.2006)