Wien - In Wien wird am Dienstag, 3. Oktober, die Benennung eines Straßenzuges nach dem im Vorjahr verstorbenen Simon Wiesenthal beschlossen: Wie von der Israeltischen Kultusgemeinde (IKG) gewünscht, wird die Ichmanngasse in der Leopoldstadt künftig Simon-Wiesenthal-Gasse heißen. Der Beschluss fällt im Kulturausschuss des Gemeinderats. Das Datum für die Einweihungsfeier steht noch nicht fest.

Einstimmige Empfehlung

Für die Umbenennung der Gasse im 2. Bezirk hat es eine einstimmige Empfehlung des Unterausschuss für Verkehrsflächenbenennungen gegeben, hieß es im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S). Genau dort entsteht nämlich auf der restituierten Fläche des Sportplatzes der "Hakoah" ein neues jüdisches Sport- und Schulzentrum. Unmittelbar daneben ist auch ein Seniorenheim geplant.

"Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit der Israelitischen Kultusgemeinde zu einer solchen guten Lösung gefunden haben", so eine Sprecherin Mailath-Pokornys. Derzeit ist die Gasse nach Franz Ichmann benannt, einem Wienerliedtexter, der laut IKG Mitglied der NSDAP war.

Kein Wiesenthal-Park

Der Wunsch der Inneren Stadt nach einem Wiesenthal-Park hinter dem von Alfred Hrdlicka gestalteten "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" am Albertinaplatz wurde vom Unterausschuss dagegen abgelehnt. Dies sei unter anderem deswegen geschehen, weil Wiesenthal, der sein Leben der Verfolgung von NS-Verbrechern gewidmet hatte, selbst immer gegen dieses Denkmal aufgetreten sei und sich für das von Rachel Whiteread geschaffene Denkmal am Judenplatz eingesetzt habe.

Den Antrag für eine Straßenbenennung zum Gedenken an Wiesenthal hatten die Grünen eingebracht, und zwar bereits wenige Tage nach seinem Tod am 20. September 2005. Wegen der so genannten Interkalarfrist ist eine Benennung allerdings erst frühestens ein Jahr nach dem Ableben der betreffenden Person möglich. Wann genau nun die neuen Tafeln aufgehängt werden, steht nach Rathaus-Angaben noch nicht fest. (APA)