Trotz der zuletzt demonstrativ ausländerfeindlichen Haltung in der russischen Rohstoff- und Energiewirtschaft bleibt das Interesse der Konzerne an einem stärkeren Engagement in Russland aufrecht. Auch die österreichische OMV ist soeben eingestiegen: Wie der Konzern vergangene Woche mitteilte, übernimmt die rumänische OMV-Tochter Petrom die Dreiviertelmehrheit am kleinen russischen Ölförderunternehmen Ringoil Holding & Trading Ltd.

Dieses gehöre internationalen und russischen Eigentümern und verfüge über langjährige Erfahrung in den GUS-Staaten im Bereich Exploration und Produktion (E&P), heißt es in der Aussendung. Das erworbene Portfolio umfasse acht Explorationslizenzen im Gebiet der Wolgastadt Saratov sowie eine Explorations- und Produktionslizenz im nordrussischen Gebiet von Komi mit Vorräten von 1,8 Mio. Tonnen.

Russische Branchenkenner bewerten den Erwerb allerdings skeptisch. Die russische Wirtschaftszeitung Kommersant zitiert einen Vertreter einer russischen Ölgesellschaft, es sei sehr zu bezweifeln, dass in Saratov große Vorkommen zu finden seien; es werde dort seit Langem abgebaut, alle aussichtsreichen Lagerstätten seien erkundet.

"Substanzielles Potenzial"

Die OMV sieht dies anders: Die sicheren Reserven nach russischen Standards liegen laut Petrom bei 13 Millionen Barrel. Darüber hinaus erwartet man "substanzielles Potenzial für Ölfunde in den Explorationsblöcken".

Russische Analysten gaben sich gegenüber Kommersant zurückhaltend hinsichtlich einer Bewertung des Kaufs, weil bislang noch niemand Unternehmen lediglich mit Lizenzen zur geologischen Erkundung gekauft hätte. Der Analyst der MDM-Bank Andrej Gromadin schätzt den geheim gehaltenen Kaufpreis auf 20 Mio. US-Dollar. Die geplanten 40 Explorationsbohrungen bis 2013 würden ohne Berücksichtigung der seismischen Untersuchungen auf 30 bis 50 Mio. US-Dollar kommen. (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.10.2006)