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Foto: AP/Hans Punz
Wien - Die SPÖ hat mit ihrem Parteichef Alfred Gusenbauer bei den Nationalratswahlen am Sonntag entgegen allen Prognosen einen Sieg über die ÖVP von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel errungen: Die Sozialdemokratie erreichte nach dem vorläufigen Endergebnis 35,7 Prozent (beim Stand: 94 Prozent der ausgezählten Stimmen), ein Minus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Jahr 2002. Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos stellte umgehend den Anspruch auf den Kanzlersessel für Gusenbauer.

Möglich wurde das, weil die Wahl für die Volkspartei zum Debakel geriet: Sie verlor bundesweit nicht weniger als 8 Prozent der Stimmen und kam auf nur 34,3 Prozent (2002: 42,3 Prozent). Büßte die VP in den traditionell starken Ländern wie Steiermark, Niederösterreich oder Tirol rund 7 Prozentpunkte ein, so sackte sie in der Bundeshauptstadt Wien gar um zehn Prozentpunkte auf 20,2 Prozent ab.

Grüne

Die Grünen erreichten das beste Ergebnis in ihrer Geschichte mit 10,4 Prozent. Der Zuwachs gegenüber 2002 blieb aber bescheiden.

FPÖ

Die Verluste der Volkspartei kamen vor allem den Kleinparteien zugute: Die FPÖ erreichte knapp mehr als 11 Prozent, ein Plus von einem Prozentpunkt gegenüber der vergangenen Wahl. Damals waren die Freiheitlichen allerdings noch gemeinsam angetreten.

BZÖ

Die FP-Abspaltung BZÖ kam auf 4,2 Prozent und sollte den Einzug in den Nationalrat gerade noch geschafft haben. Allerdings gab es einen Unsicherheitsfaktor, den das Bündnis von Peter Westenthaler und Jörg Haider Sonntagabend zu gewärtigen hatte: Das Ergebnis der rund 400.000 Wahlkarten, die erst im Verlauf der Woche ausgezählt werden. Theoretisch wäre es möglich, dass das BZÖ die 4-Prozent-Hürde zum Einzug in den Nationalrat noch verpasst.

Martin und KPÖ

Keine Chance auf einen Einzug in den Nationalrat hatte das Bündnis des EU-Abgeordneten Hans-Peter Martin. Er kam auf 2,8 Prozent der Stimmen und wird wie auch die KPÖ (1,1 Prozent) kein Mandat im Parlament erhalten.

Mandate im Nationalrat

Gemäß diesen Ergebnissen würden sich die Mandate im Nationalrat so verteilen: SPÖ 68 (bisher 69), ÖVP 66 Mandate, ein Minus von 13 (bisher 79). Die FPÖ käme auf 21 Sitze im Parlament, die Grünen auf 20 (bisher 16), das BZÖ auf 8. Bereits am frühen Abend machten schon erste Gerüchte die Runde, dass Bundeskanzler Wolfgang Schüssel seinen Rückzug aus der Politik ankündige, zuerst als Parteichef, dann als Kanzler bis zur Angelobung einer neuen Regierung. (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.10.2006)