Paris - Eines der größten Museumsprojekte der vergangenen
Jahrzehnte hat der französische Großunternehmer und Kunstmäzen
Bernard Arnault am Montag in Paris gemeinsam mit Kulturminister
Renaud Donnedieu de Vabres (UMP) und dem Pariser Bürgermeister
Bertrand Delanoe (PS) vorgestellt. Es handelt sich um die "Stiftung
Louis Vuitton für die Kreation", ein mehr als 4.000 Quadratmeter
großes Gebäude im Vergnügungspark "Jardin d'acclimatation" im Bois de
Boulogne westlich von Paris. Das 100 Millionen Euro teure Projekt
wird vom kanadischen Architekten Frank Gehry verwirklicht, der unter
anderem für das Guggenheim-Museum in Bilbao (Spanien) verantwortlich
gezeichnet hat.
Gegenwartskunst
"Unsere Ambition besteht darin, die Gegenwartskunst mit ihren
kulturellen und geschichtlichen Wurzeln in Verbindung zu bringen und
Querverbindungen zwischen Gegenwartskunst, Moderne und klassischeren
Werken herzustellen", betonte Arnault am Montag in Paris im Rahmen
einer Pressekonferenz.
Das Ziel der Initiative sei es, temporäre
Ausstellungen mit dem Vermögen aus den Archiven der Marken von LVMH
(Louis Vuitton Moet Hennessy) , allen voran Louis Vuitton und Dior,
in Verbindung zu bringen. Arnault erinnerte weiter daran, dass er
sich bereits seit Jahren an der Finanzierung von Großausstellungen in
Paris beteilige und nannte als jüngste Beispiele die Ausstellungen
von Klimt, Cézanne und Van Gogh.
"Geschenk an Paris"
"Es ist ein wunderbares Geschenk an Paris und ein Geschenk von
Paris an die Welt", lobte Delanoe das Bauprojekt, das von außen einer
aus Glas errichteten Wolke ähnelt, die sich beinahe unauffällig in
das Umfeld des mehr als 400 Hektar großen Waldes des Bois de Boulogne
fügt. "Als ich den Park zum ersten Mal betrat, dachte ich sofort an
Proust, der dort mit seinen Freunden spaziert und an seine
Vergangenheit denkt", sinnierte Gehry und fügte hinzu: "Ich wollte
ein durchsichtiges Gebäude schaffen, wie eine Wolke, und auf dem Dach
sollen Bäume gepflanzt werden, um es besser in die Landschaft zu
integrieren."
Ausstellungsräumlichkeiten
Die Bauarbeiten für das Projekt beginnen nächstes Jahr und werden
laut Arnault "bis 2009, spätestens 2010" fertig gestellt sein. Neben
den Ausstellungsräumlichkeiten ist auch ein Auditorium geplant, das
unter anderem zur Vorstellung von Gegenwartskunst dienen soll. Der
Jardin de l'acclimatation ist ein Vergnügungspark für Kinder und
Jugendliche, der sich im Eigentum der Pariser Gemeinde befindet,
allerdings von LVMH verwaltet wird. Jedes Jahr wird der Park, dessen
Eintritt gebührenpflichtig ist, von 1,5 Millionen Personen besucht.
"Mir gefällt der Gedanke, all diese Kinder in Verbindung mit der
Kunst zu bringen", betonte Gehry und fügte hinzu: "Dieses
durchsichtige Gebäude mit den Bäumen auf dem Dach soll sie anziehen
und einladen, und auf der Dachterrasse werden Kunstateliers für
Kinder organisiert, das hat mir Herr Arnault versprochen."
Konkurrenzkampf
Auf die Frage eines Journalisten, ob er das Projekt in Konkurrenz
zu jenem seines Erzrivalen Francois Pinault, dem Chef des
Einzelhandelskonzerns "Pinault Printemps Redoute" (PPR), verwirklicht
habe, erwiderte Arnault: "Dieses Projekt ist mit keinem anderen
vergleichbar." Arnault und Pinault liefern sich seit Jahren einen
harten Konkurrenzkampf nicht nur im Handel, sondern auch ein Rennen
um den größten Mäzen Frankreichs.
Privatsammlung
Pinault, Inhaber von Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent, Bottega
Veneta, Boucheron und Sergio Rossi, hatte ursprünglich die Errichtung
eines Riesenmuseums für Gegenwartskunst auf der Seine-Insel Seguin in
Boulogne bei Paris geplant, war aufgrund bürokratischer
Schwierigkeiten dann allerdings nach Venedig ausgewichen. Dort kaufte
er für 29 Mio. Euro den Palazzo Grassi, den er vom japanischen
Architekten Tadao Ando umbauen ließ und im vergangenen Frühjahr mit
der ersten Ausstellung von rund 200 Werken aus seiner Privatsammlung
eröffnete. (APA)