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Sie hört auf den Namen Clarissa und ihr Zuhause ist die Internationale Raumstation ISS . Allerdings ist sie keine Weltraumtouristin, sondern ein sprachgesteuertes Computersystem, das die Astronauten bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt. "Astronauten sind viel beschäftigte Leute", sagt Jean-Michel Renders, Spezialist für lernfähige Systeme beim IT-Konzern Xerox , gegenüber der Zeitschrift Technology Review. "Sie haben pro Tag oftmals Hunderte verschiedener Prozeduren zu bewältigen, und man befindet sich in Schwerelosigkeit." Schon das bloße Tippen auf einer Tatstatur werde da zum Problem. "Die Sprachsteuerung soll den Astronauten ermöglichen, ihre Hände und Augen für andere Aufgaben als die Computerbedienung einzusetzen", so die Zeitschrift. Die Xerox-Wissenschaftler waren an der Entwicklung der sprachgesteuerten Crew-Assistentin Clarissa maßgeblich beteiligt.

Star Trek

Für Fans der Kultserie Star Trek ist diese Entwicklung jedoch keine Sensation. Schon vor 40 Jahren, als die Enterprise-Besatzung sich anschickte, unendliche Weiten zu erkunden, gab Captain Kirk seine Befehle direkt an einen Computer. "Der wirkliche Wert des Systems liegt nicht in der Verbesserung der puren Genauigkeit der Spracherkennung, sondern vor allem im Effizienzgewinn für den Astronauten", so Renders. US-Astronaut Michael Finke stimmt ihm zu: Untersuche man beispielsweise eine Wasserprobe und müsse gleichzeitig mehrere Seiten Arbeitsanleitung lesen, mache das im All schon gewaltige Probleme. "Dann mit dem System sprechen und die Schritt-für-Schritt-Anleitung hören zu können, während meine Hände frei sind um die Prozedur durchzuführen, wird fast so sein als hätten wir ein weiteres Crewmitglied", berichtet der Onlinedienst Treknews.

Auch für "Bodenständige"

Längst hat man auch weit von der ISS entfernt die Vorteile von Sprachanwendungen erkannt. Unternehmen und Behörden nutzen die Sprachtechnologie, um Geschäftsabläufe zu verschlanken und den Service mit automatisierten Bestell-, Auskunfts- oder Alarmierungsdiensten zu verbessern. "Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Feuerwehr und Polizei, Städte und Kommunen können zeitkritische Informationen wie Katastrophenalarme oder die Mobilisierung von Winterdiensten übermitteln, im Verkehrswesen kann man Meldungen über Verspätungen und Staus verbreiten", berichtet die Zeitschrift Teletalk. Die Stadt Hamm in Westfalen betreibt bereits einen solchen Service: Für Hamm wurde ein automatisierter Notification Service entwickelt, für den die Alarmierung des Winterdienstes der erste Anwendungsfall war. Je nach Jahreszeit und Wettervorhersage werden jetzt Schulhausmeister, deren Rufnummern in einer Datenbank hinterlegt sind, in Bereitschaft versetzt. Muss am Wochenende Schnee geräumt werden, werden ebenfalls die zuständigen Mitarbeiter informiert.

Auf See

Auch der Kreuzfahrtanbieter AIDA Cruises setzt auf Sprachautomatisierung vor allem zur Call Center-Entlastung. Reise-Stornierungen werden bei AIDA Cruises per Sprachsteuerung verarbeitet. Die Call Center Agenten können sich auf das Verkaufen von Reisen konzentrieren. Bernhard Steimel, Sprecher der Initiative Voice Business, die die Voice Days http://www.voicedays.de in Bonn veranstaltet, ist sicher, dass die Sprachautomatisierung nicht mehr aufzuhalten ist. "Bei Entscheidern beginnt ein Umdenkungsprozess, da die vielen guten Beispiele sich herumsprechen. Das Potenzial ist enorm. Dennoch werden Sprachanwendungen erst in zehn Prozent der sinnvollen Einsatzgebiete genutzt."

Mobil

So habe der Automobilzulieferer Siemens VDO Automotive erst vor kurzem angekündigt, die Möglichkeiten bei der Sprachsteuerung zur Bedienung unterschiedlicher Funktionen im Fahrzeug zu erweitern. Zurzeit seien rund 70.000 Orts- und Straßennamen mit der Spracherkennung von Navigationssystemen adressierbar. 2012 soll das System bis zu 300.000 Wörter verarbeiten können. Dazu muss das System nun Vokabeln lernen, berichtet der Fachinformationsdienst Auto Service Praxis. (pte)