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Foto: Sean Gallup/Getty Images
Zagreb/Wien - Die deutsche Supermarktkette Lidl plant noch heuer mit 17 Supermärkten den Markteinstieg in Kroatien. Experten rechnen damit, dass der Diskonter mit Kampfpreisen, die bis zu 30 Prozent unter jenen der Konkurrenz liegen, insgesamt 3.500 kleine Lebensmittelläden im Großraum der Hauptstadt Zagreb vom Markt drängen könnte.

Lidl will sich zunächst auf Zagreb und Zentralkroatien konzentrieren - geplant seien vorerst drei Filialen in Zagreb sowie u.a. in den Städten Osijek, Djakovo, Bjelovar, Koprivnica und Sisak, berichtete die kroatische Tageszeitung "Vecernji list". Die Konsumenten an der Adriaküste würden vorerst noch nicht in den Genuss der besonders niedrigen Preise kommen, schreibt die Zeitung.

"Tektonische Verschiebeungen"

"Lidl könnte tektonische Verschiebungen verursachen", wird der Unternehmensberater Vlado Braknic zitiert. Er geht davon aus, dass der Neuankömmling bei den kroatischen Konsumenten eine gute Aufnahme finden wird.

Der große Vorteil der ausländischen Lebensmittelketten gegenüber den heimischen Mitbewerbern sei, dass sie ihre Rechnungen innerhalb der vereinbarten Fristen oder sogar im Voraus bezahlen, heißt es in dem Bericht. Dadurch könnten sie günstigere Einkaufspreise erzielen. "Die kleinen Kaufleute werden beträchtliche Umsatzeinbußen erleiden. Aber auch die Großen müssen mit Verkaufsrückgängen rechnen, wenn sie sich nicht vorbereiten", warnt der Wirtschaftsprofessor Zdravko Segetlija. Er rechnet damit, dass Grundnahrungsmittel bei Lidl um 20 bis 30 Prozent billiger sein werden als bei der Konkurrenz.

Der kroatische Handel befürchtet, dass bis zu 3.500 Familienbetriebe im Großraum Zagreb zum Zusperren gezwungen sein könnten. "Aber warten wir ab, wie die Qualität des Angebotes sein wird, unsere Leute mögen keine Billigware", gibt der Wirtschaftsexperte Segetlija zu bedenken.

Laut früheren Medienberichten hat Lidl angekündigt, bis zu 250 Geschäfte in Kroatien zu eröffnen. Damit würden der deutsche Diskonter mit der Konzum-Lebensmittelkette des kroatischen Unternehmers Ivica Todoric gleichziehen. Auch Aldi - in Österreich als Hofer bekannt - bereitet bereits den Markteinstieg in Kroatien vor. Wie berichtet eröffnet am 12. Oktober auch Interspar seinen zweiten Hypermarkt in Kroatien - der Markteinstieg war im Juni 2005 in Zadar erfolgt. (APA)