Salzburg/Wien – Die ÖBB wollen in Ost- und Südosteuropa Nummer eins in Logistik werden und rüsten für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr (technisch) auf, kündigte ÖBB-Holding-Chef Martin Huber am Freitag im Rahmen der Salzburger Verkehrstage an, wo er über die ÖBB-Europa-Strategie referierte. Bis Ende 2007 sollen 50 Dreisystem-Elektroloks der von ÖBB und Siemens gemeinsam gefertigten Type Taurus 3 auf Schiene sein, die sowohl in Tschechien (50 Hertz), Slowenien (Gleichstrom) und Österreich (16,7 Hertz) fahren können.

Ausgestattet mit dem europäischen Lokführerschein sollte es auch für mehr als 800 Fahrzeugführer keine Grenzbalken mehr geben, sagte Huber, der trotz Liberalisierung nicht andere Bahngesellschaften als größte Konkurrenten sieht, sondern Straße und Flugverkehr. Investieren will der ÖBB-Holding-Chef auch in Zugsicherung, das European Train Control System (ETCS) soll schrittweise eingeführt werden und Sicherheitsstandards harmonisieren.

Partnerschaften

Wann die Fortsetzung für das 2005 gestartete erste grenzüberschreitende ETCS-Projekt zwischen Wien und Budapest Nachahmer findet, sagte Huber nicht. In der Logistik sollen die bestehenden hohen Marktanteile in Westeuropa "über sinnvolle Partnerschaften" stabil gehalten werden. Beim Schienenausbau will die ÖBB vor allem transeuropäische Strecken forcieren, sowohl im West-Ost-Verkehr als auch über Donauachse, Nord-Süd-Verkehr (Südbahn), Summerau–Spielfeld–Strass und natürlich Brenner.

Hier hakt die grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser ein. Sie verlangt von Verkehrsministerium und Bahn, dass endlich Prioritäten gesetzt werden, zum Beispiel bei der Verbindung Wien–Bratislava, und nicht an beiden Verbindungen gleichzeitig geplant und gebaut wird. Dafür fehle der ÖBB das Geld und außerdem zahle die EU nur zu einer Verbindung mit, also niemals den so genannten Marchegger Ast ins Zentrum von Bratislava und die Götzendorfer Spange zwischen den beiden Flughäfen. "Der Marchegger Ast hat nachweislich den deutlich höheren Kundennutzen", sagt Moser, "deshalb muss das Prestigeprojekt zwischen den Flughäfen geschoben werden."

Ober und unter der Donau

Laut ÖBB-Rahmenplan sind beide bis 2011 vorgesehen: Planung und Elektrifizierung der Strecke Stadlau–Marchegg–Staatsgrenze sind mit 94 Mio. Euro veranschlagt, Fischamend–Götzendorf (Spange) mit 108 Mio. Euro. Dass das so bleibt, darf bezweifelt werden, denn in der ÖBB wird eifrig am längst überfälligen, neuen Rahmenplan getüftelt. Der sollte laut Gesetz längst fertig sein, darf das Haus vor der Wahl aber nicht verlassen. Weil in den Bundesländern "ein Blutbad" bevorstehe, wie ein Bahnvorstand dem STANDARD anvertraute. Die Länder müssten für "ihre" Regionalbahnprojekte zahlen, sonst würden sie aufgeschoben.

Grenzüberschreitend ist übrigens auch die Personalpolitik von Noch-Vizekanzler Hubert Gorbach. Sein für die Schiene zuständiger Kabinettsmitarbeiter Martin Mödritscher kehrt nach der Wahl zur ÖBB zurück. Er hat gute Chancen, Assistent von Neo-Vorstand Arnold Schiefer zu werden. Letzerer ist selbst erst seit Kurzem Vorstand der ÖBB-Betrieb AG; er war einst FP-Klubobmann im Innsbrucker Gemeinderat, danach Straßensektionschef im Verkehrsministerium und Sonderbeauftragter für den Zentralbahnhof. Schiefer: "Fix ist noch nichts, aber Mödritscher ist ein guter Mann." (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.9./1.10.2006)