Sechseinhalb Jahre nach dem Platzen der New-Economy-Blase hat der Dow-Jones-Index wieder einen neuen Höchststand erklommen. Für viele Börsianer ein Grund zum Feiern, aber nicht für alle. Denn Anleger, die Anfang 2000 in amerikanische Blue-Chip-Werte investierten, haben seither kaum etwas verdient. Und die Tech-Werte von der Nasdaq liegen immer noch deutlich unter den damaligen Traumkursen. Aktien bleiben eine risikobehaftete Anlageform, bei der Investoren auch lange Durstphasen in Kauf nehmen müssen.

Überraschenderweise haben sich die US-Börsen langsamer vom damaligen Crash erholt als viele europäischen Märkte – obwohl die amerikanische Wirtschaft deutlich schneller wächst. Vor allem der Enron-Bilanzfälschungsskandal hat das Vertrauen der Aktionäre nachhaltig erschüttert. Dazu kommt, dass viele US-Aktien immer noch sehr hoch bewertet sind.

Das große Geld wurde in den vergangenen Jahren in den Emerging Markets gemacht – in Asien, Osteuropa und in Wien, das aus Sicht der Märkte zu einer echten Ostbörse mutiert ist. Während Anleger in ATX-Werten seit 2003 blendend verdient haben, liegt der Frankfurter Dax immer noch ein gutes Viertel unter seinen Rekordständen. Dafür aber mussten gerade die neuen Boommärkte heuer schmerzhafte Verluste einstecken.

Der jüngste Anstieg an den Weltbörsen hängt mit dem Rückgang im Ölpreis, einer starken Weltkonjunktur und explodierenden Unternehmensgewinnen zusammen. Das nützt auch der Wall Street. Doch gerade die US-Wirtschaft bleibt der größte Risikofaktor für Börsianer. Denn wenn – wie mancherorts befürchtet – die Blase in Amerikas Immobilienmärkten platzt, dann brechen auch die Konsumausgaben ein. Dann wäre der Höhenflug des Dow wohl rasch wieder vorbei.(Eric Frey, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.9.2006)