Über Sinn und Unsinn von digitalem Antennen-Fernsehen diskutierte Mittwochnachmittag eine hochkarätige Runde von Medienmanagern im Rahmen der Österreichischen Medientage in der Wiener Messe. Am 26. Oktober startet in Österreich digitales terrestrisches Fernsehen, bis Mitte nächsten Jahres werden die analogen Frequenzen weitgehend abgeschaltet. Von der Umstellung betroffen sind rund 300.000 Haushalte, die nur die beiden ORF-Programme sowie ATV via Hausantenne empfangen sowie etwa eine Million Haushalte, die analoge Satellitenschüsseln nutzen und ORF und ATV ebenfalls über Antenne beziehen.

Kofler: "rückständige Technologie

Premiere-Chef Georg Kofler sprach von einer "rückständigen Technologie - der Sinn dieser Form der Digitalisierung erschließt sich mir nicht. Es muss da ein spezifisch österreichisches Geheimnis geben. In Deutschland ist digitales terrestrisches Fernsehen ein Flop und hat nur Geld verschlungen". Besonders regt den aus Südtirol stammenden Vorstand des deutschen Bezahlsenders auf, dass der Umstieg auf die umstrittene Technologie auch noch Markt verzerrend subventioniert wird. Über digitale Terrestrik können zunächst drei, in der vollen Ausbaustufe zwölf Kanäle gesendet werden. "Digitalisierung sollte Vielfalt bedeuten - nicht drei oder zehn, sondern 100 Kanäle", so Kofler.

Posch: "DVB-T ist ein Non-Event"

"Digitales terrestrisches Fernsehen ist eine Technologie der alten Welt", meinte auch Guillaume de Posch, Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG. "DVB-T ist ein Non-Event", hier werde öffentliches Geld verpulvert. Wesentlich vernünftiger wäre es, Breitbandangebote zu fördern und in diese zu investieren.

Kloiber: ""minderes Thema"

Ähnlich skeptisch zeigte sich der Österreicher Herbert Kloiber von der Tele München Gruppe. Wie bei der Einführung des dualen Rundfunksystems sei Österreich auch hier um Jahre zu spät. In Summe sei das ein "minderes Thema", wie der Filmhändler und Hauptgesellschafter des Privatsenders ATV erklärte. ATV werde jedenfalls selbst entscheiden, wie lange man die analoge Frequenz nutzen werde. Die Berechtigung dafür habe man für fünf Jahre. Kloiber ließ auch durchklingen, dass es bei der Digitalisierung Grenzen gebe. "Wenn man einen digital-terrestrischen Haushalt nur dann erreicht, wenn das drei bis vier Mal teurer ist als ein analoger Haushalt, dann wird man den nicht bedienen."

Wrabetz: "Nichts, was der ORF gewünscht hat"

Differenziert näherte sich dem Thema der künftige ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. "Ich halte die Digitalisierung im terrestrischen Bereich für sinnvoll. Gerade bei portablen und mobilen TV-Geräten ist das eine interessante Technologie", so Wrabetz. Am Ende der Umstellung stünden darüber hinaus deutliche mehr Kanäle zur Verfügung. Digitales Antennen-Fernsehen sei freilich "nicht eine Erfindung des ORF zur Beförderung der Interessen des ORF". Man folge damit der Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung, die wiederum auf EU-Vorgaben basiere. "Das ist nichts, was sich der ORF gewünscht hat, aber wir setzen das um."(APA)