Harms hatte die aus dem Jahr 2003 stammende Inszenierung des Regisseurs Hans Neuenfels, in der König Idomeneo die abgeschlagenen Köpfe von Jesus, Buddha, Poseidon und Mohammed präsentiert, aus Furcht vor islamistischen Anfeindungen abgesetzt. Sie hatte zuvor Warnungen der Sicherheitsbehörden erhalten.
"Feigheit vor dem Feind"
"Das ist Feigheit vor dem Feind", sagte der Intendant des Staatstheaters Darmstadt, John Dew. "Wenn alle Stricke reißen, würden wir das Stück übernehmen." Weimars Operndirektor Michael Schulz sprach sich dafür aus, das Stück wieder in den Spielplan zu nehmen und im Anschluss zur Diskussion zu stellen. "Ich habe mit großem Befremden die Absetzung des Stückes durch die Intendantin zur Kenntnis genommen. ... Alles wofür sie bisher gearbeitet hat, hat sie mit diesem Federstrich in Frage gestellt", sagte Schulz.
Der Intendant des Münchner Gärtnerplatztheaters, Klaus Schultz, sagte: "Der von Frau Harms geforderte Dialog mit dem Islam kann nur vor dem Hintergrund der aufgeführten Inszenierung stattfinden, nicht mit deren Absetzung." Der Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Stephan Märki, sagte: "Die Absetzung des Stücks ist aus jeder Perspektive falsch. Wenn das Theater als Ort des öffentlichen Diskurses sich wegduckt, verliert es seine gesellschaftliche Funktion und Relevanz."
Ähnlich argumentierte der geschäftsführende Intendant der Oper Köln, Peter Raddatz: "Theater müssen sich mit aktuellen Themen auseinandersetzen und auch provozieren." Der Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, Prof. Tobias Richter, betonte: "Die Bühne ist der Ort überhaupt, um den Dialog zwischen verschiedenen Parteien herzustellen und zu fördern". Die Absetzung eines Stückes sei nur bei akuter Gefahr für die allgemeine Sicherheit nachvollziehbar.
Michael Klügl, der Intendant der Staatsoper in Hannover und frühere Intendant des Linzer Landestheaters, verteidigte seine Kollegin: "Frau Harms sollte als Intendantin der Deutschen Oper in Berlin weder aus eigenem Antrieb zurücktreten, noch sollte ihr Rücktritt von Dritten weiterhin gefordert werden." Wenn jetzt andere Häuser die Inszenierung zeigten, wäre das aus seiner Sicht ein "Zeichen für die Kunstfreiheit". Angesichts längerfristig gestalteter Spielpläne hält er das allerdings für wenig praktikabel.