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Silvia Baraldini, ehemaliges Mitglied des linksextremistischen "19. Mai" ist wieder frei.

EPA/ALESSANDRO BIANCHI
Rom - Nach 25-jähriger Haft in einer Hochsicherheitsanstalt in New York und in Rom ist die ehemalige italienische Terroristin Silvia Baraldini seit Dienstagabend wieder frei. Die 61-Jährige, Ex-Mitglied der in den Vereinigten Staaten aktiven linksextremistischen Terrorgruppe "19. Mai", hatte in der römischen Strafanstalt von "Rebibbia" die letzten Jahre Haft absitzen müssen. Sie profitierte von einem im vergangenen Juli erlassenen Strafnachlass, dank dem in Italien zirka 20.000 Sträflinge frei gekommen sind.

Silvia Baraldini war 1982 in den USA unter der Anklage verhaftet worden, sie gehöre einer bewaffneten Untergrundorganisation an, in deren Auftrag sie an einem Raubüberfall in New York im Oktober 1981 teilgenommen habe. Dabei wurden drei Polizisten getötet. Baraldini leugnete dies nicht, verriet aber auch nicht ihre Gesinnungsgenossen. Das brachte ihr eine Haftstrafe von 40 Jahren ein. Die hohe Strafe hatte Entrüstung in Italien ausgelöst, da Baraldini für keine Bluttaten verantwortlich gemacht worden war. Der Fall hatte öfters zu diplomatischen Spannungen zwischen Italien und den USA geführt.

Komitees für Freilassung

Es entstanden Komitees und Verbände für die Freilassung Baraldinis, 49 italienische Gemeinden verliehen ihr die Ehrenbürgerschaft. Ein Mythos war geboren, den die kommunistischen Parteien nährten. Sechs Anträge unterschiedlicher italienischer Regierungen für die Auslieferung der gebürtigen Römerin wurden von den USA mit der Begründung abgelehnt, Italien gäbe keine konkrete Garantien, dass die Ex-Terroristin in ihrer Heimat die ganze Strafe abbüßen wird, die auf 22 Jahre Haft reduziert worden war. Erst nach komplizierten Verhandlungen hatten die US-Justizbehörden 1999 Baraldinis Auslieferung bewilligt. Sie verlangten allerdings Garantien, dass Baraldini in Italien bis Mai 2008 hinter Gitter bleibe.

Die an Brustkrebs erkrankte Baraldini, die mehrmals operiert werden musste, wurde 2001 aus Gesundheitsgründen unter Hausarrest gestellt. Seitdem durfte sie tagsüber einer Arbeit nachgehen. Dank des Strafnachlasses ist sie jetzt frei.

Linke feiern Heimkehr

Die italienische Linke feierte Baraldinis Heimkehr. Ein Komitee, das in den vergangenen Jahren eine Kampagne für die Befreiung der Aktivistin geführt hatte, veranstaltete eine Demonstration vor der Strafanstalt von Rebibbia. "Baraldinis Rückkehr verdanken wir der Regierung Prodi und der italienischen Öffentlichkeit, die in all diesen Jahren unermüdlich für ihre Auslieferung gekämpft haben", betonten Vertreter kommunistischer Parteien.

Baraldinis Freilassung wurde dagegen von der oppositionellen Mitte-Rechts-Allianz um Silvio Berlusconi scharf kritisiert. Eine Terroristin dürfe nicht als Heldin gefeiert werden.(APA)